Angst essen Seele auf …

Die Kolumne von Gerlinde Münch

Angst essen Seele auf

….,  ein deutsches Melodram des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974. Da verliebte sich eine ältere Frau in einen jüngeren Marokkaner und heiratet ihn. Jedoch war Angst ein ständiger Begleiter des Paares, da es wegen des Rassen- und Altersunterschieds –  gesellschaftlich geächtet wurde.
Heute würde diesem Paar mit mehr Toleranz begegnet – und doch geht es genau jetzt wieder um Angst. Diesmal ist es eine existentielle Angst. Es geht um Leben und Tod, und es geht um die berufliche Existenz für viele Menschen, die in Zeiten des Coronavirus nicht mehr ihrer Arbeit in vollem Umfang oder gar nicht mehr nachkommen können,
Was soll das heißen, „Angst essen Seele auf“? Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit Angst umzugehen. Die eine ist sich vergraben, jammern, in Hoffnungslosigkeit versinken und gelähmt sich seinem Schicksal ergeben. Dies würde der Überschrift entsprechen. Die andere Möglichkeit ist, aktiv zu werden und nach neuen Möglichkeiten suchen; das sehen wir zum Beispiel an Firmen, die umgehend auf die Fertigung von Mundschutz umstiegen. Oder es gibt Anlass, ein gewisses Vertrauen zu entwickeln. In den letzten Jahren hat Deutschland gut gewirtschaftet und die Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik sind sehr bemüht zu helfen, wo es möglich ist. Auch in unseren Gemeinden gibt es viele Menschen, die spontan Hilfen anbieten in allen Bereichen, und das in einem Maße, dass gar nicht alle abgerufen werden. Verluste und vorübergehende Einschränkungen werden wir akzeptieren müssen, aber davon geht die Welt nicht unter.
Wir leben in einem Sozialstaat und in einer Demokratie, die jetzt, ausnahmsweise, zum Schutze Aller, die Menschen zwingt, auf wichtige und gewohnte Freiheiten zu verzichten.
Freiheit ist für uns selbstverständlich geworden. Vielleicht geben uns die derzeitigen Einschränkungen die Möglichkeit, darüber nachzudenken, was für ein Geschenk Freiheit ist.
Ich bin dankbar in Deutschland leben zu dürfen, mit seinen sozialen Netzwerken und einer, trotz allem Schlechtreden, guten medizinischen Versorgung. Den Verantwortlichen in unserem Land und vor allem jenen Menschen, die das öffentliche Leben aufrechterhalten, sei ein ganz großes Lob und Danke gesagt!

2 Gedanken zu „Angst essen Seele auf …

  1. Liebe Gerlinde,
    vielen Dank für Deine Kolumne, mit der ich mich gut identifizieren kann. Ich finde es auch wichtig, gegen die ganzen Angstmacher und Verschwörungstheoretiker die Notwendigkeit und das Positive hinzuweisen: Es geht um den Schutz letztlich aller, denn eine Infektion kann jeden treffen und keiner kann wissen, ob es bei ihr/ihm nur harmlos verlaufen würde oder einen dramatisch Verlauf nimmt oder auch irgendetwas dazwischen. Auch von etwaigen Spätfolgen ist noch nichts bekannt. Solange dies so ist, sollten wir weiter vorsichtig sein. Das ist meines Erachtens auch ein Ausdruck von christlicher Nächstenliebe.
    Und es bringt einen zum Wesentlichen zurück: Die Menschen und die Gemeinschaft.

    In diesem Sinne: Bleiben oder werden Sie und bleibt oder werdet Ihr alle gesund!
    Tanja Kury-Rilling

  2. Liebes Öffentlichkeitsteam,
    dem kann ich nur beipflichten. Auch ich bin dankbar, hier in Deutschland zu leben und ich fühle mich im Großen und Ganzen sicher.
    Es liegt auch immer an jedem Einzelnen, wie er mit dieser Situation umgeht und was er vom Alltag erwartet. Wichtig ist es, die Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten! Aber man kann sich trotzdem noch grüßen, auf Abstand ein paar nette Worte wechseln, man kann telefonieren (stundenlang) und vor allem die Natur genießen (allerdings dabei nicht seinen Müll entsorgen!).
    Ich finde es interessant, welche neuen Ideen entstehen; wie man versucht, trotz aller Beschränkungen, ein „normales Leben“ zu ermöglichen. Ich bin berührt von den Hilfsangeboten untereinander, z. B. für ältere Menschen einzukaufen. Ich habe mit vielen älteren Menschen aus unserer Gemeinde telefoniert, ob sie Unterstützung brauchen, wer für sie einkauft usw. Sie waren bisher alle versorgt durch die eigene Familie, den Nachbarn, von jungen Familien in der Nähe, von Hilfsangeboten der Gemeinde.
    Trotz aller beängstigender Umstände genieße ich die „bessere“ Luft, die Ruhe ohne Flugzeug- und Autolärm, die stressfreie Zeit. Ich vermisse keine Großveranstaltungen, keine überfüllten Fußgängerzonen, nicht das Gehupe und die Rücksichtslosigkeit auf den Straßen, nicht das Gedränge in den Supermärkten und auch nicht das immer größer werdende Ego so mancher Mitbürger.
    Ich frage mich, warum müssen so viele, kaum dass es Lockerungen gibt, zu Hunderten in Outletstores einkaufen. Wofür? Ein Großteil der Bevölkerung arbeitet zu Hause, man kann nicht ausgehen, es gibt keine besonderen Events. Sind neue Klamotten überlebenswichtig?
    Das ist jedoch nur mein eigenes Empfinden und viele können das vielleicht gar nicht nachvollziehen. Ich hoffe trotzdem, dass wir alle aus dieser schwierigen Zeit lernen und künftig etwas kürzer treten.
    Herzlichen Dank an alle, die sich Gedanken machen wie man auf verschiedenste Art, z.B. auf dieser Homepage in Kontakt bleiben kann!
    A. Schmitt

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