Der Hirtenbrief zur Fastenzeit: Meine Vision ist eine Kirche …

Pünktlich zum Beginn der Fastenzeit bzw. besser der österlichen Bußzeit stellt Bischof Fürst in seinem Hirtenbrief „den Synodalen Weg und die Vision einer bewohnbaren Kirche“ in den Mittelpunkt.

Von Rainer Degen

Dabei benutzt er den Synodalen Weg quasi als Vehikel um im zweiten Teil seine Vision einer rundum erneuerten Kirche darzulegen.

Der Synodale Weg

Der Synodale Weg der Katholischen Kirche in Deutschland wird vom 9. bis 11. März mit der fünften Vollversammlung in Frankfurt zu Ende gehen. Wie? Schon zu Ende? Das wird sich der eine oder die andere fragen. Denn: Ergebnisse lassen sich bis jetzt nicht so leicht ausmachen. Es sei denn, dass es schon großartig ist, wenn die Kirchenführung intensiv mit den Laien sich ins Gespräch vertieft.

Bischof Fürst sieht diesen Weg so: „seine beachtlichen Ergebnisse werden einmünden in den Synodalen Weg der Weltkirche, der bereits mit einer großen synodalen Veranstaltung vom 5. bis 12. Februar 2023 in Prag eröffnet wurde.“ Und weiter: „Reform und Erneuerung in den Strukturen und im geistlichen Leben der Kirche als Volk Gottes sind das Ziel des Weges.“

Es wäre schön, wenn das Abschlussdokument des deutschen Synodalen Wegs nicht nur Ziele formuliert, sondern als Ergebnis konkrete Aktionen vorschlägt.

Die Vision einer bewohnbaren Kirche

Im zweiten Teil des Hirtenbriefs skizziert Bischof Fürst seine Vision einer Kirche. Dabei erinnert er zunächst an das zweite Vatikanasche Konzil. „Wegweisende Worte für die Vision einer Kirche von heute und morgen stehen in dem Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Grundausrichtung der Seelsorge, ja aller Pastoral. Diese wegweisenden Worte lauten: ´Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.´ (Gaudium et Spes 1).“

Und so sagt er: „Wo wir im Glauben an Gott, unserem Schutz und Beistand, verwurzelt sind, da können wir als Jüngerinnen und Jünger Christi „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art”, sehen, annehmen und aufnehmen.

Wo wir als Kirche ein solch lebendiger Ort des Eingeborgenseins in Gott und des Eingeborgenseins von Menschen in ihrer seelischen und leiblichen Not werden oder sind, da wird aus Kirche eine erfahrbare Oase des Lebens voller Hoffnung und Zuversicht. Das sagt Bischof Fürst, sei seine Visison von Kirche-Sein heute und morgen.

Natürlich sieht er, dass wir als Kirche und auch als Kirchengemeinde besonders auch nach den Leerzeiten in der Coronakrise eher an Gemeinschaft, an „Eingeborgensein“ und Motivation verloren haben.

Deshalb fordert er im folgenden eine Vision, nein nicht nur eine, gleich mehrere. Jede der Visionen beginnt er mit: „Meine Vision ist eine Kirche …“ . Dann klingt es ein wenig wie bei Martin Luther King mit seinem berühmten, wiederholenden „I have a dream.“

In seiner Vision gilt es „Kirchengemeinden als geistlich lebendige Räume zu stärken, in denen und an denen das heilsame Evangelium Jesu Christi wirklich erlebbar wird: dass Menschen sich in der Gemeinschaft der Mitglaubenden angenommen wissen, dass sie zur Ruhe kommen und Ruhe finden können.“

Eine weitere Vision „ist eine Kirche, die als diakonisch-karitative Kirche handelt, die zu den Menschen geht und ihnen beisteht, wo sie des Beistands bedürfen. Hier entsteht der Eindruck, dass er mit seinen Visionen auch seine Bischöfe und Pfarrer in die Pflicht nimmt.

Am Ende des Briefs seine Wünsche und eine nochmalige Aufforderung: „Die österliche Bußzeit möge für uns alle in diesem Sinne eine Zeit der Besinnung und der Umkehr sein. Österliche Christinnen und Christen teilen Freude und Hoffnung, Trauer und Angst untereinander – besonders mit den Armen und Bedrängten aller Art.“

Den Hirtenbrief im Original lesen: hier

Ein Gedanke zu „Der Hirtenbrief zur Fastenzeit: Meine Vision ist eine Kirche …

  1. Lieber Rainer, danke, dass Du Dir die Mühe machtest, den Hirtenbrief zu lesen und Auszüge davon zu veröffentlichen. Ich bin froh, dass ich an dem Sonntag nicht im Gottesdienst war, als er verlesen wurde. Mir kommt er jedes Jahr wie Heuchelei vor und ich kann es nicht mehr ertragen, immer wieder vom Bischof vertröstet zu werden, ohne erkennbaren Willen zu wahren Veränderungen. Soll er seine Visionen haben, von denen er eh weiß, dass das Machtgefüge der Führungsköpfe der Kath. Kirche und das „betonierte“ Kirchenrecht, keine fundamentalen Veränderungen zulassen werden.
    Ich bin gerne Christin und vor allem auch gerne katholisch, weil es mich von klein auf geprägt hat. Mein Glaube an Jesus ist mir wichtig, aber mit einem Großteil seines Bodenpersonal habe ich größte Schwierigkeiten.

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