Die Predigt zum Nachlesen – heute die Jahresabschluss-Messe 2016

In loser Reihenfolge bringen wir unter der Rubrik „Die Predigt zum Nachlesen“ Auszüge aus den Predigten in unseren Kirchen aber auch Predigten, die wir außerhalb unserer Gemeinde entdecken und für erwähnenswert halten. Heute lesen Sie einen Auszug aus der Predigt von Pfarrer Tomas Begovic, welche er in der Jahresabschluss-Messe 2016 in Kusterdingen gehalten hat.

von Rainer Degen

Beide Kirchen können zufrieden sein

Pfarrer Tomas Begovic findet, dass beide Kirchen zufrieden sein können. Worauf begründet sich das? Die Katholiken sind zufrieden „mit Papst Franziskus, er zeigt Nähe und Liebe zu den Menschen, insbesondere zu den Armen. Er geht in Krankenhäuser, Gefängnisse, zu den Obdachlosen. Er kritisiert die ‚globale Gleichgültigkeit‘ und die Härte des Kapitalismus. Er ist besorgt über Arbeitslosigkeit der Jugendlichen und die Einsamkeit der Alten“. Und die Protestanten: sie „stehen vor dem großen Reformationsjubiläum, das am 31. Oktober gefeiert wird. Viel Aufmerksamkeit …“. Insgesamt findet er: „Beide Kirchen haben sich bei der Flüchtlingskrise gut profiliert. Ihr sozialer Einsatz wird geschätzt“.

Prozess der Säkularisierung, also der Verweltlichung setzt sich fort

Er belegt das anhand von Zahlen: „2015 haben 182 000 Katholiken und 220 000 Evangelische ihre Kirche Verlassen, ein Jahr vorher waren es gar 500 000 insgesamt … Sicher spielt der demographische Wandel auch eine Rolle, aber vor allem die Traditionsabbrüche, neuer Lebensstil … Gründe sucht man auch beim Priestermangel: 58 Priesterweihen in ganz Deutschland und 1990 waren es 295 … Mehr Beerdigungen als Taufen, bei uns allerdings 20 Beerdg. und 38 Taufen.“

Ein Blick zurück auf 2016

„2016 war ein ereignisreiches Jahr, ich nenne nicht alle wichtigen Ereignisse:

  • Syrien: Krieg, Flüchtlinge, Polygon der Großmächte… Balkanroute geschlossen, Mittelmeer als Hauptroute mit all den Problemen, Integration wird dauern und größtenteils nicht geschehen…
  • Terroranschläge in Frankreich (Nizza, Priestermord in der Kirche), Belgien, Berlin…
  • Im Juni entscheiden 52% der Briten für den Brexit…
  • Im Juli Putschversuch in der Türkei mit anschl. nie dagewesenen Säuberungen und Abrutschen ins national-religiöse…
  • Erdbeben in Mittel-Italien, Matrice, Norcia…
  • Die USA wählen überraschenderweise Trump…
  • Kuba: Besuch von Obama, Treffen des Papstes Franziskus mit dem Patriarchen Kyrill, Tod von Fidel Castro…
  • Rom: Heiligsprechung von Mutter Teresa…
  • Einige Prominente sind gestorben, wie Leonhard Cohen (Halleluja)“.

Wie sieht die Zukunft der Kirche in dieser unruhigen Welt aus?

Hier sieht Pfarrer Begovic zwar einen weiteren Rückgang, aber er macht auch Mut wenn er sagt:

  • „Die Kirche wird in der nächsten Generation unter 50% zur Gesamtbevölkerung in Deutschland sinken. Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass manche Kirche und Gemeinderäume verkauft werden…
  • Aber die Christlichen Kirchen werden noch mehr zusammenrücken und weiterhin die größte nicht staatliche Institution bleiben. Sie werden wichtige Träger des sozialen oder besser des caritativ-diakonischen Engagements und des kulturellen Erbes bleiben.
  • Unser Abendland ist christlich geprägt und bleibt es auch. Der Glaube wird neue Ausdrucksformen suchen und finden, weniger einheitlich… Die Kirche bleibt ein Zeichen der Zuwendung Gottes zu dieser Welt, mit der Botschaft der Liebe, Nächstenliebe und Solidarität… Sie darf sich niemals abkapseln und nur für sich sein, also eine Art Sekte werden. Das, was sie sagt und tut und wie sie auftritt wird nicht durch institutionelle Macht gestützt, sondern an der Glaubwürdigkeit gemessen. Und das ist nicht das Schlechteste.
  • „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte nicht…“ sagt Jesus. Er bleibt unser Licht, unsere Hoffnung und unsere Zukunft…
    „Was bedeutet mir Schiffbruch, wenn Gott der Ozean ist?“ Dominique Lacordaire … Aus der Liebe Gottes fallen wir nie heraus… auch nicht im Neuen Jahr, das vor uns liegt.“

Amen.

Ein Gedanke zu „Die Predigt zum Nachlesen – heute die Jahresabschluss-Messe 2016

  1. Ich kann mir vorstellen, dass gerade weil die Zeiten so unruhig sind und mit neuen Ängsten gefüllt, die christliche Kirche in Deutschland wieder neuen Zulauf erfahren wird und nicht so stark abbaut wie die Prognose es voraussagt. Es ist daher wichtig als Kirche präsent zu sein und offen für alle, die Rückhalt, Stabilität und Sicherheit suchen.

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