„Du siehst mich“ – Rückblick auf den Kirchentag in Berlin

Ingrid Rilling, evangelische Christin aus Kusterdingen, nahm am Evangelischen Kirchentag in Berlin teil. Die Reise führte sie auch nach Wittenberg. Hier ist ihr Bericht.

Vom 24.-28. Mai 2017 fand der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag unter dem Motto: „Du siehst mich“ (1. Mose 16,13) in Berlin statt. Die Teilnehmer/innen konnten aus ca. 2500 Veranstaltungen auswählen. Ein Schwerpunkt lag dieses Mal auf der Reformation, da sie sich 2017 zum 500. Mal jährt. Zum ersten Mal nahm ich dieses Jahr an einem Kirchentag teil. Glücklicherweise organisierte die evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen eine Busfahrt dorthin. Übernachten konnte ich bei Bekannten in Berlin am Wannsee, sodass ich nicht auf ein „Massenquartier“ angewiesen war.

Von Ingrid Rilling

Am Mittwochabend fanden drei Eröffnungsgottesdienste an verschiedenen Orten statt, zu denen 70 000 Menschen kamen. Ich war auf dem Platz der Republik. Predigt (Dr. M. Dröge, Bischof von Berlin), gemeinsames Liedersingen, Posaunenchöre, Gospelchöre, Grußworte (z. B. Justin Welby, Archbishop of Canterburry, Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident, u. a.) waren für mich beeindruckend. Daran anschließend war der „Abend der Begegnung“ mit viel Musik und Verpflegungsständen und Gesprächen. Nicht nur in der S-Bahn waren die Kirchentagsbesucher an ihren orangefarbenen Schals gut zu erkennen.
Von Donnerstag bis Samstag gab es jeweils von 9-11 Uhr die Hauptvorträge. Daran anschließend konnte man bis spät abends die unterschiedlichsten Veranstaltungen besuchen. Am Donnerstagvormittag zog es die Massen zum Brandenburger Tor.

Du siehst mich - das Motto des Kirchentags

Bibelarbeit mit Margot Käßmann- eine beeindruckende Frau

Dort traten unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel und der frühere US-Präsident Barack Obama auf und diskutierten miteinander. Allerdings hatte ich keine Lust auf Sicherheitskontrollen und stundenlanges Warten inmitten von zehntausenden Menschen, um Personen als kleine Pünktchen zu sehen, die man im Fernsehen besser sehen kann. Ich zog es vor, in einer gut gefüllten Messehalle einer Bibelarbeit von Margot Käßmann (frühere Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evang. Kirche in Deutschl., inzwischen Reformationsbotschafterin) zu lauschen. Ich hatte schon einige Bücher von ihr gelesen und wollte sie gerne einmal live erleben. Für mich eine beeindruckende Frau!
Anschließend machte ich mich mit einer Freundin auf den Weg zur Zionskirche. Dort empfing uns ein Schild mit der Aufschrift: „Kirche überfüllt“ und eine wartende Schlange. Nach längerem Ausharren in der Schlange fanden wir doch noch Einlass mit Stehplatz zum Gottesdienst: Friedenswege – Friedensräume. Dort sprach u. a. der Kapitän des Schiffes Cap Anamur und nochmals Frau Käßmann. In dieser Kirche traf man sich früher zu Montagsdemos und Kriegsdienstverweigerer wurden dort betreut. Danach stiegen wir noch auf den Kirchturm und schauten uns Berlin von oben an.
Unsere nächste Veranstaltung fand im Ludwig-Erhard-Haus statt. Der Rabbiner William Wolff diskutierte mit einer evangelischen Theologin.
Zu unserer Abendveranstaltung mussten wir ziemlich weit Richtung Osten fahren. Als wir verspätet ankamen, war die Türe wegen Überfüllung schon zu. Mit etlichen anderen zogen wir enttäuscht von dannen.

Intermezzo: Kurztrip nach Wittenberg

Am nächsten Tag bestand die Möglichkeit, mit unserem Reisebus in die Lutherstadt Wittenberg zur Weltausstellung zu fahren. Dort konnte man sich verschiedene Stationen zur Reformation zu Gemüte führen und bestaunen. Fasziniert hat mich z. B. die Ausstellung mit Kabarett „Württemberg in Wittenberg … da ist Freiheit“ und der Turm mit dem asisi Panorama. Wir bekamen auch eine 2-stündige Führung mit einem kompetenten und humorvollen Stadtführer (Lutherhaus, Stadtkirche, Cranach-Höfe, Melanchthonhaus, Schlosskirche, an die Luther vor 500 Jahren seine 95 Thesen geschlagen hat, …). Ich habe längst nicht alles gesehen, was mich interessiert. Deshalb möchte ich unbedingt nochmal hinfahren. Diese Weltausstellung geht ja noch bis zum 10. September 2017.

Stadtkirche St. Marien in Wittenberg

Winfried Kretschmann über den Zöllner Zachäus

Am Samstag war ich bei der Bibelarbeit bei unserem Landesvater Winfried Kretschmann über den Zöllner Zachäus. Danach besuchte ich einen Gottesdienst in der Gethsemane-Kirche, in der früher auch Dietrich Bonhoeffer gepredigt hat. Anschließend wollte ich noch zum Markt der Möglichkeiten, bei dem sich viele verschiedene, vorwiegend christliche Organisationen und Gruppierungen, vorstellen. Doch die Zeit reichte nicht mehr. Die nächste Veranstaltung über das Älterwerden mit dem Thema: Lebenswandel – Glaubenswandel mit u. a. Verena Kast (Psychologin aus der Schweiz), Karl Foitzik (Pfarrer und Pädagoge), Nikolaus Schneider (Ratsvorsitzender a. D.) mit Referaten, Diskussion, Liedern und Interviews war sehr gut besucht. Leider hatte Heiner Geißler abgesagt.

Am Sonntag traten wir um 10.00 Uhr die Heimreise an. Den Abschlussgottesdienst von der Festwiese in Wittenberg verfolgten wir im Radio im Bus. Unterwegs gab es viel Stau.
Mit vielerlei Impulsen, Anregungen und neuen Eindrücken im Gepäck kamen wir gegen 22.30 Uhr wieder in Kusterdingen an.

Ein Gedanke zu „„Du siehst mich“ – Rückblick auf den Kirchentag in Berlin

  1. Toller Artikel zum Kirchentag in Berlin! Super, dass auch evangelische Christen in unserem Newsletter zu Wort kommen können und ihn bereichern. Danke!

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