Nachruf Pfarrer Anton Durner – mit ihm zog die Gastfreundschaft im Pfarrhaus ein

Pfarrer Anton Durner war 17 Jahre (1957-1974) lang Pfarrer in der Kirchengemeinde Christus König des Friedens. Er war der erste investierte Pfarrer in Kirchentellinsfurt, Kusterdingen und Wannweil. Während seiner Amtszeit wurde die Kirchengemeinde errichtet, die Kirchen in Wannweil und Kusterdingen gebaut und die Jugendarbeit nahm ihren Anfang. Am 17. April 2022 starb er 92-jährig in Stuttgart.

von Eva Schlegel

Die meisten Erinnerungen stammen von Werner Pasler (2012 verstorben), die er im Jahr 2000 zum 40-jährigen Bestehen der Kirchengemeinde Christus König des Friedens niederschrieb. Falls Sie selbst Erinnerungen an Pfarrer Durner haben, freuen wir uns, wenn Sie diese in den Kommentaren mit uns teilen.

Anton Durner – kein Pfarrer wie jeder andere

Die Ära von Pfarrer Durner war wesentlich geprägt vom II. Vatikanischen Konzil. Als Schüler von Karl Rahner, fiel es ihm nicht schwer, auf diese Neuerungen einzugehen und sie umzusetzen. Manchen Gemeindemitgliedern war das von ihm vorgelegte Tempo zu schnell, die jungen Gemeindemitglieder waren dafür umso begeisterter, wie er Christsein in der Gegenwart, in der Gesellschaft interpretierte. In diesem Geist wurden wichtige ökumenische Kontakte geknüpft. Sein Schwung und seine Unternehmungslust begeisterte Kinder und Jugendliche, letztlich auch deren Eltern, wobei es denen oft schwer fiel, ihn mit ihren Vorstellungen von einem Pfarrer in Einklang zu bringen.

Aktiv für die Kinder und Jugendlichen

Er gründete und leitete Jugendgruppen, zog Leiter heran, die dann selbst Gruppen aufbauten, sowohl in Kirchentellinsfurt als auch dann in Wannweil. In Kusterdingen war dieses Unterfangen schwieriger umzusetzen. Dort wurde dafür ein Versuch „offener Jugendarbeit“ Ende der 60er Jahre unternommen. Dieser Versuch fand in der kirchlichen und politischen Gemeinde nicht nur Zustimmung.

Jährlich wurden Freizeiten für Kinder und Jugendliche organisiert. Ob in Zeltlagern, Berg- oder Skihütten, in angemieteten Häusern, für die allermeisten Teilnehmer waren dies die ersten Ferien/Urlaube. Die Eltern hatten in der Regel in den Jahren vorher gebaut und es wurde gespart, um die Schulden zu bezahlen und nicht um in Urlaub zu fahren. Ministrantenausflüge, die Anmietung des Schlosses Einsiedel für die Jugendarbeit, Anfang der 70er/Ende der 60er Kontakte zur DDR, diese Aktivitäten sind mit dem Namen Anton Durner verbunden.

Pfarrer Anton Durmer erinnert in seiner Predigt an den Bau der Kirche in Kusterdingen 1964

planen, bauen, Spenden sammeln – die Kirchengemeinde entsteht und die Kirchen in Wannweil und Kusterdingen werden gebaut

Mit Urkunde vom 28.10.1960, unterzeichnet von Bischof Carl Joseph Leiprecht, wurde auf 1.11.1960 in Kirchentellinsfurt die Pfarrei „Christus Friedenskönig“ errichtet. Etwa zwei Wochen später erfolgte die Investitur des bisherigen Pfarrverwesers Anton Durner zum Pfarrer der Gemeinde. Am 1.10.1960 war schon mit dem Bau des Pfarrhauses im Weilhauweg 12 begonnen worden. Der Einzug des Pfarrers und seiner Haushälterin Cäcilia Wolpert wurde am 1.8.1961 gefeiert. Die Gastfreundschaft, die damals mit einzog, ist diesem Haus bis heute erhalten geblieben.

Schon im Februar 1960 hatte Pfarrer Durner von einem Wannweiler Bauern einen Bauplatz in der verlängerten Grießstraße, entlang des Firstbaches erworben. Dieser wurde vom Reutlinger Kreisbauamt jedoch als ungeeignet für einen Kirchenbau angesehen. Mit der politischen Gemeinde erfolgte ein Tausch mit einem Grundstück am Ende der Rosen- und Nelkenstraße, als dem heutigen Standort der Kirche.

Die Finanzierung der Wannweiler Kirche geschah hauptsächlich durch Bettelpredigten in anderen Dekanaten und durch die Durchführung einer Lotterie. Jedes Los kostete 1,- DM und die Preise waren sehr attraktiv. Es konnte als Hauptgewinn ein VW-Käfer und eine Waschmaschine gewonnen werden.

Da die Kirchengemeinde weiter wuchs, sahen die Verantwortlichen der Gemeinde schon bald die Notwendigkeit, auch für die Kusterdinger Gemeindemitglieder eine Kirche zu bauen. Die Diözese hatte Mitte der 60er Jahre ein Fertigteilkirchenprogramm aufgelegt und auch unsere Gemeinde bekam in Kusterdingen einen Kirchbau genehmigt. Mitte Juni des Jahres 1966 wurde bereits Richtfest gefeiert und am 9.10.1966 weihte Weihbischof Wilhelm Sedlmeier die Kirche dem Heiligen Stephanus. Auch für Kusterdingen wurde ein ordentlicher Finanzierungsbeitrag durch Anton Durners Bettelpredigten in anderen Dekanaten zusammengetragen.

Anton Durner – ein Pfarrer für die Menschen

Pfarrer Anton Durner legte den Grundstein für die heutige Kirchengemeinde in vielerlei Hinsicht. Viele Gemeindemitglieder, die ihn kannten, erinnern sich gern an ihn und erzählen von der Zeit, die geprägt vom Aufbruch war. Natürlich beeinflusst vom II. Vatikanischen Konzil, aber auch von Pfarrer Anton Durner selbst. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Herr, gib ihm die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihm.
Lass ihn ruhen in Frieden. Amen.

Traueranzeige für Anton Durner vom 28.04.2022 aus Eßlinger Zeitung/Cannstatter Zeitung

4 Gedanken zu „Nachruf Pfarrer Anton Durner – mit ihm zog die Gastfreundschaft im Pfarrhaus ein

  1. Ja, die Jugendarbeit die Anton Durner in der Kirchengemeinde initiiert und gestaltet hat, war schon einmalig. Die Zeltlager, Veranstaltungen auf dem Einsiedel und in den Jugendräumen waren immer Glanzpunkte. Anton Durner verkörperte für uns das dem Menschen zugewandte Gesicht der katholischen Kirche. Nie war er dogmatisch, im Gegenteil immer pragmatisch und immer auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber, egal ob groß oder klein. Seine Anwesenheit war immer eine große Bereicherung für alle Anwesenden.
    Unsere Familie hatte das Privileg, daß er auch nach seiner Zeit in Wannweil für uns immer noch ein Ansprechpartner und Begleiter in freudigen und traurigen Momenten war. Das tägt bis heute und dafür sind wir ihm sehr dankbar.

  2. Unvergessen die Jugendarbeit, die Anton Durner ins Leben rief. In Ermangelung von Gruppenleitern übernahmen er und seine Pfarramtssekretärin Margret die Leitung der Gruppen. Es gab eine Gruppe der „kleinen“ Ministranten und der „großen“ Ministranten und die Mädchengruppe. Die Kleinen übten meist die Stufengebete auf lateinisch, während bei den Großen Probleme des Alltags oder aktuelle Themen diskutiert wurden. Die Mädchengruppe wurde von Margret geleitet. Zum ersten Jugendzeltlager (mit geliehenen Viermannzelten) wurde auf die Erfahrung eines Pfadfinderleiters zurückgegriffen, der aus dem Elsaß kam und spontan die Leitung übernahm. Damals wurde eine sog. „Lagerolympiade“ eingeführt: Jeden Tag gab es Aufgaben für die Zeltgemeinschaften oder für jeden Einzelnen, die zu lösen waren. Dazu zählten Schnitzeljagden, bei denen bestimmte Punkte gefunden werden mussten (heute Geocaching) oder das Finden bestimmter Bäume oder Pflanzen und nicht zuletzt (das weniger beliebte) Vorzeigen des Zeltes und/oder Schlafplatzes dessen Sauberkeit bewertet wurde. Für jede Aufgabe gab es Punkte und zum Schluss gab es eine Siegergruppe und einen Sieger. Der Preis waren Süßigkeiten. Anton Durner hatte ein Zweimannzelt und als einziger den Luxus einer Luftmatratze. Die anderen Zelte waren mit einer Strohschüttung „unterlegt“ als Isolation. Beeindruckend waren immer die Lagergottesdienste am Samstag, nach denen Anton Durner „verschwand“, um am Sonntag Mittag nach der Messe in Kfurt wieder im Lager zu sein. Und abends war das Lagerfeuer mit den Fahrtenliedern, die er mit der Gitarre begleitete, natürlich ein weiteres Highlight. Für viele der Teilnehmer war das tatsächlich die einzige Ferienfahrt im ganzen Jahr.
    Beeindruckend war auch sein ökumenisch gestaltetes Requiem mit sehr persönlichen Fürbitten und einem Schlussgebet, das er noch selbst verfasst hatte.

  3. Mit großer Freude und Dankbarkeit erinnere ich mich an die Familienkreise , die um 1970 als Arbeitskreis „Junge Familie“ gebildet wurden. Je 5 Ehepaare trafen sich einmal im Monat. Neben festen Themen, begleitet von Pfarrer Durner und Studenten aus Tübingen, wurden vor allem auch Probleme besprochen, die sich besonders in jungen Familien ergeben haben. Auch außerhalb der festen Arbeitskreise fanden viele Treffen zur Freizeitgestaltung statt.
    Für uns haben sich aus den Familienkreisen feste Bindungen an die Kirchengemeinde und bleibende Freundschaften entwickelt.
    DANKE Pfarrer Durner

  4. Liebe Eva,
    was für ein lebendiger Artikel. Danke dafür. Er zeigt von Pfarrer Durner ein Bild auf, das ihn als einen aufgeschlossenen, sympathischen und den Menschen zugewandten Seelsorger darstellt. Er hat mit seinem Wirken und seinen vom II. Vatikanischen Konziel geprägten Einstellungen ein Gemeindeleben forciert, das vor allem die Jungen begeisterte. Ein ehrendes Andenken von unserer Kirchengemeinde hat er mehr als verdient.
    Übrigens war er auch für den Kauf der Madonna in Wannweil verantwortlich.

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