Narrenzeit?

 

Rosenmontag – eigentlich der Tag des Lachens, Tanzens, Schunkelns, des Frohsinns und der guten Laune. Aber zurzeit muss ja Vieles ausfallen. Keine Faschingsumzüge, auch nicht in den Hochburgen Mainz, Düsseldorf und Köln. Statt lustiger Narren auf den Straßen kann man derzeit in Köln ganz andere Narreteien erleben. Wobei das Wort verharmlost, wieviel Leid, Wut und Enttäuschung das Verhalten von Erzbischof Wölki auslöst! So einiges, was ich von der Hierarchie meiner Kirche mitbekomme, ähnelt eher Schidbürgerstreichen, bei denen sich viele nur an den Kopf greifen.

Ich bin es leid, die katholische Kirche immer wieder rechtfertigen zu müssen. Wobei: Kirche ist a) Gebäude, b) hierarchische Organisation, c)Riten und Liturgie, d) Zusammenschluss von Gläubigen vor Ort. In a) fühle ich mich wohl, an b) leide ich, bei c) fühle ich mich heimisch möchte aber auch manches Neues probieren, für d) möchte ich die Hoffnung behalten und engagiere mich.

In jeder Gemeinde gibt es unterschiedliche Ansichten. Ich möchte für meine eintreten und zeigen, dass auch kritische Menschen hier einen Platz haben. Ich wünsche mir, dass auch kirchenferne Menschen sich angesprochen fühlen. Ich möchte gerne offen über Glaube und Kirche diskutieren. In Pandemiezeiten ist das noch schwieriger, aber meiner Meinung nach auch noch wichtiger als sonst. Glücklicherweise gibt es die Möglichkeit, mit Kommentaren und Anregungen hier auf der Homepage zu reagieren oder sich direkt an heidrun [dot] krismer [at] christus-koenig [dot] eu zu wenden.

Themen wie der Umgang mit Missbrauch, die Einstellung zu Sexualität, Macht, Hierarchien, Priestertum, Zölibat, Rolle von uns Frauen dabei, Glaubwürdigkeit, Jugendliche und Kirche, Rolle in der Gesellschaft… lasst uns darüber reden, und Ideen entwickeln. Ich möchte den Synodalen Prozess mehr in der Gemeinde zum Thema machen und die Forderungen von altgedienten, treuen aktiven Katholikinnen von Maria 2.0. Was will die Initiative Kirche von unten bewegen?… Wir sind keine respektlosen Revoluzzer. Auch der Stadtdechant von Köln und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz haben endlich Stellung genommen und sich distanziert. Ich möchte, dass Menschen Christentum als hilfreich erleben und nicht scharenweise frustriert austreten. In Köln gibt es keine Termine mehr für Kirchenaustritte! Alle ausgebucht!

 

2 Gedanken zu „Narrenzeit?

  1. Danke, liebe Heidrun, für Deine mutmachende Kolumne. Ich finde es auch traurig, wie viele Menschen der Kirche den Rücken kehren oder sogar mittlerweile negativ gegenüber der Kirche eingestellt sind. Sie erleben die Kirche nicht als etwas Heiliges, Gutes, Wichtiges für ihr Leben, sondern als etwas Dunkles, Unheilvolles, verantwortlich für viel Leid, nicht selten in ihrem persönlichen Leben. Das ist beschämend und es macht auch mich zuweilen wütend, wenn manche der Verantwortlichen die Zeichen der Zeit so gar nicht zu erkennen scheinen. So droht nicht nur die Kirche Schaden zu nehmen, sondern auch vielen Menschen der Schatz des Evangeliums, die befreiende Botschaft Jesu, gar nicht mehr vermittelt werden zu können. Was sollen wir tun?
    Im 12. Jahrhundert, zur Zeit des Franziskus von Assisi, war die Kirche in einem sehr schlechten inneren Zustand. Die starke herrschaftliche Prägung der Kirche und die prunkvolle Ausstattung der Kirchen und Klöster sowie die teils ausschweifende Lebensführung des Klerus standen im krassen Gegensatz zur Glaubens- und Lebenswelt des Großteils der Bevölkerung und führte zu einem Verfall der Glaubwürdigkeit der Kirche. Ausgelöst durch eine tiefe persönliche Krise, beschäftigte sich Franziskus mit der Schrift. Durch Gebet und konsequentem Handeln, was sich ihm im Glauben offenbarte, vor allem durch die Armut, suchte und fand Franziskus Gott, zuerst in seinem Herzen und dann überall in allem, was ist. Im Gegensatz zu den Armutsbewegungen der damaligen Zeit, die sich als kritische Gegner der Kirche positionierten, lag es Franziskus am Herzen, im Herzen der Kirche zu bleiben. Durch seine einfältige und bedingungslose Nachfolge Jesu gelang es ihm, der Kirche und vielen Menschen einen neuen, spirituellen Impuls zu geben. Papst Innozenz III sah im Traum Franziskus als Bettelmönch die einstürzende Kirche stützen und gab ihm und seiner kleinen Gemeinschaft den Segen der Kirche. Der Wandel erfasste die ganze Kirche und erneuerte sie. Später begriff Franziskus, dass das Wort Jesu, das er in der kleinen Kirche von San Damiano hörte, nicht nur wörtlich, sondern darüber hinaus auch in einen viel größeren Sinn zu verstehen war: „Franziskus, baue meine Kirche wieder auf“.

  2. Liebe Heidrun,
    auch wenn der Rosenmontag längst vorbei ist, sonstige Narreteien gibt es das ganze Jahr zuhauf. Ich wäre selbst nicht auf die Idee gekommen, die kirchlichen Unzulänglichkeiten unter diesen Begriff zu fassen, aber warum eigentlich nicht?
    Du sprichst mir aus dem Herzen, dass „die Kirche“ vielschichtig ist und man einiges sehr gut findet oder doch ganz gut damit klarkommt und anderes nicht so gut bis unerträglich findet.
    Da bleibt nur zu hoffen, dass der synodale Weg nicht wie viele andere Reformvorhaben zuvor auf Betreiben von Erzkonservativen und um die Machterhaltung Bemühten von Rom aus wieder gestoppt bzw. im Keim erstickt wird.

    Die Kirche jeglicher Gestalt hätte es bitter nötig.

    Tanja Kury-Rilling

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