Thomas Frings – ein Pfarrer auf neuen Wegen, Teil 1

Pfarrer Frings vollführte eine „Kursänderung“

und entschloss sich,  nicht mehr, so wie bisher, als Gemeindepfarrer aktiv sein zu wollen

„Liebe Freunde, an diesem Wochenende habe ich den Gemeindemitgliedern mitgeteilt, dass ich auf meinen Wunsch hin ab Ostermontag vom Bischof als Pfarrer entpflichtet und als Priester beurlaubt werde. Ich werde weiterhin Priester bleiben, mich aber zunächst einmal für einige Zeit in ein Kloster zurückziehen.“

von Gerlinde Münch

Mit diesen Worten teilte Pfarrer Frings vor einem Jahr seine Entscheidung mit, sich eine Auszeit zu nehmen, da er so nicht mehr weiterarbeiten kann und will.

Um seine Gemeinde über diesen Entschluss und seine Bewegründe zu informieren, schrieb er eine Bilanz, mit dem Titel „?Kurskorrek-tur!“,  wo er Resümee zieht über 30 Jahre im priesterlichen Dienst.

Im Februar 2017 erschien nun von Thomas Frings das Buch „Aus, Amen, Ende?“. Er schreibt darin: „Ich wollte Priester werden, um Pfarrer zu werden. Ich habe das Pfarrersein aufgegeben, um Priester bleiben zu können“. Was will er uns damit sagen? In seinem Buch wird deutlich, dass er weiterhin als Priester an der Zukunft der Kirche mitarbeiten will, aber nicht in einer Form schaler Hoffnung nach dem Motto „der Herr wird’s schon richten“, sondern als radikaler Realist.

Das Buch von Frings "Aus, Amen, Ende" erschienen im Herder Verlag

Dass Änderungen von Nöten sind, zeigen Situationen aus Frings Pfarrer-Alltag:

Hochzeitsgottesdienste, bei denen niemand, inklusive Brautpaar, mit den Riten vertraut ist. Ein Bräutigam schockierte ihn, in dem er zu ihm sagte:  „Sie könnten mir aus dem Koran vorlesen, ich würde das nicht bemerken“. Oder ein anderer Bräutigam prostete mit dem Kelch der Hochzeitsgesellschaft zu.

Erstkommunions- und Firmvorbereitungen, die wirkungslos verhallen und die für die Teilnehmer zur letzten Begegnung mit der Kirche werden. Viele dieser Kinder und Jugendlichen haben vorher noch nie eine Kirche bewusst von innen gesehen.

Katholische Kindergärten und soziale Einrichtungen, die bestenfalls der Form halber katholisch sind und von Erzieherinnen und Erziehern betreut werden, die teilweise keinen Bezug zur Kirche haben.

Auf dem Papier tausende von Mitgliedern und davon sind in den Sonntagsgottesdiensten nur 100 – 200  zu sehen. Viele dieser Christen kennen kein Kreuzzeichen und das Vater unser ist Ihnen fremd.

Zur Person Thomas Frings:

Thomas Frings wurde 1960 in Kleve geboren und 1987 zum Priester geweiht. Das war zu einer Zeit, sagt Frings bei einem Interview, wo alle noch unter dem Eindruck des zweiten Vatikanischen Konzils gestanden hätten und Aufbruchsstimmung in der Luft lag. Von all dem sei aber heute nichts mehr zu spüren.

Thomas Frings, Bild: Stefan Sättler/Herder Verlag

Danach war er als Kaplan in Warendorf und als Pfarrverwalter in St. Agatha tätig, bevor er Pfarrer in St. Ludgerus Münster wurde. 1999 und 2005 bekleidete er das Amt des Dechands im Dekanat Lamberti. 2009 übernahm er dann die Pfarrgemeinde Heilig-Kreuz in Münster. Dort sorgte er immer wieder durch besondere Aktionen für Aufsehen, wie z.B. als der Eingang der Kirche in der Fastenzeit mit einer Folie verhängt war, auf der stand „Zutritt nur für Sünder“. Wenn man die Kirche verließ konnte man auf der anderen Seite der Folie lesen „Ausgang für Heilige“. Als er 2016 seinen Bischof um Beurlaubung bat, zog er sich für ein Jahr in ein kleines Benediktinerkloster im niederländischen Achterhoek zurück. Nach einer Lesung aus seinem Buch im April 2017 erzählte er von seiner Ankunft im Kloster und wie er vom Abt seines jetzigen Lebensortes mit den Worten „Dir ist schon klar, dass wir dich nicht brauchen – du kannst jederzeit gehen“ begrüßt wurde.

Aus, Amen Ende?

Und nun nach einem Jahr Rückzug meldete er sich wieder zu Wort mit seinem Buch „Aus, Amen, Ende?“ und sorgt für viel Gesprächsstoff innerhalb der Kirche und auch in der Gesellschaft. Ganz ehrlich, es ist gut, dass am Ende des Buchtitels das Fragezeichen steht. Stünde die Aussage ohne dieses da, dann würde es vermitteln, dass der Autor für die Kirche keine Zukunft sähe. Aber genau das Gegenteil ist der Fall.  Die derzeitige Gemeindeform spricht immer weniger Menschen an. Das werden alle, die in der Kirche tätig sind, bestätigen können. Immer wieder betont er, dass er kein Reformer sei und bestätigt seine Liebe zu seiner Kirche und zu dem, was er da tue. Frings möchte eine neue Gemeindeform kreieren, mit der er auf die Veränderungen in unserer Kirche reagieren will und in der sich die Menschen bewusst für ein christliches Leben entscheiden. Deren Mittelpunkt soll das Evangelium sein.

Pfarrer Thomas Frings wünscht sich eine Entscheidungsgemeinde.

Wie er sich diese vorstellt lesen Sie im nächsten Artikel über Thomas Frings in Teil 2

Ein Gedanke zu „Thomas Frings – ein Pfarrer auf neuen Wegen, Teil 1

  1. Liebe Gerlinde, dieses Buch hatte ich auch schon mal in der Hand. Ich habe es dann nicht gekauft, weil ich noch einige Ungelesene auf dem Nachttisch liegen habe.
    Danke, dass du hier daraus berichtest. Ich bin gespannt auf Teil 2.
    ; )

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