Unterschiede vom Christentum zu anderen Religionen

Wie und wo unterscheidet sich das Christentum von anderen Religionen?

Diese Frage und der Versuch einer Antwort legen etwas nahe; nämlich, dass uns nicht mehr so klar ist, was das eigene und eigentlich Christliche ist.

Von Dr. Tomas Begovic

(Auszüge aus dem Vortrag für den KGR bei Klausurtagung, April 2018)

Unterschied zu anderen Religionen: Welche meinen wir da, welche haben wir im Blick? Den Islam, das Judentum, den Buddhismus, den Hinduismus vielleicht? Das wären die Glaubensrichtungen, die sich ausdrücklich als Religion und als Weltanschauung verstehen. Doch wenn schon, dann würde das meines Erachtens nicht genügen. Denn was Religion ist, da kann man sich durchaus an den Satz von Martin Luther halten: „Worauf du deine ganze Hoffnung setzt, das ist dein Gott.“ Ihre ganze Hoffnung setzen viele Menschen um uns herum auf materiellen Besitz und auf ihre persönliche Selbstverwirklichung.

Der Fisch - Zeichen der frühen Christen

Viele glauben weniger an einen jenseitigen Gott, als mehr an diesseitige Psychologie, weniger an eine dem Menschen vorgegebene Wahrheit, als an eine standpunktlose Toleranz. Also kann man im Sinne von Martin Luther den materialistischen Persönlichkeitskult durchaus als eine Religion bezeichnen und diesen im Verhältnis zum Christlichen Glauben ansehen.

Was ist der Unterschied zwischen Religion und Glaube?

Uns Christen mögen viele Dinge mit anderen Religionen verbinden, z.B. Glaube an den einen Gott mit Juden und Moslems; das Beten mit nahezu allen Religionen, die etwas Göttliches über sich anerkennen, ob in einem Gott oder in Göttern; Gebote, deren Autorität und Verbindlichkeit im Göttlichen verankert sind, mit Moslems, Juden und wem auch immer. Und manch anderes mehr mag uns noch mit anderen Religionen gemeinsam sein, – die Erkenntnis und die Beziehung zu Jesus Christus und seinem Leben und Sterben ist allein das, was uns von allen anderen Religionen unterscheidet. Die ältesten Bekenntnisformeln des Urchristentums weisen uns darauf hin, wie die im Brief des Apostels Paulus, den er an die Christengemeinde in Rom geschrieben hat: „Wenn du mit deinem Munde bekennst: ‚Herr  ist Jesus‘ und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten erweckt hat, wirst du das Heil erlangen.“

Was diese Beziehung zu Jesus bedeutet, kann man ablesen an den geglückten Begegnungen von Menschen mit ihm. Sie waren von seiner Persönlichkeit fasziniert und gingen mit ihm. Durch das, was sie mit ihm erlebten, bekam ihr Leben Sinn und Bedeutung. In ihnen wurde ein neues Anliegen geweckt, nämlich dass sich Gottes Reich in einer Welt voll Leid und Ungerechtigkeit durchsetze. Die Beziehung zu Jesus ließ in ihnen eine neue Solidarität mit ihren Mitmenschen erstehen, weil Jesu ihnen etwas vorlebte, das sie vorher nicht kannten.

Gottesdienst in unserer Kirche Christus König des Friedens in Kirchentellinsfurt
Darstellung Abendmahl

Was bewegte die Menschen der damaligen Zeit, dass sie durch die Begegnung mit Jesus  bereit waren, ihr bisheriges Leben aufzugeben, um in der Nachfolge Jesus sich auf ein unbekanntes, neues Leben einzulassen?

Sie alle hatten etwas gemeinsam, sie glaubten an Gott.  Je länger sie mit Jesus gehen, erkennen sie immer mehr eine Übereinstimmung seiner Persönlichkeitszüge mit dem, was sie von Gott wissen, der als Hl. Geist in ihnen wohnt. Man könnte auch sagen: Gott erkennt sich im Menschen Jesus wieder. Für die Jünger ist der in einem Prozess sich entwickelnde Glaube an Jesus nicht ein neuer Glaube, der zu ihrem bisherigen Glauben an Gott hinzukommt, sondern er bedeutet eine Erweiterung, eine Vertiefung ihres bisherigen Glaubens an Gott.

Zum Glauben an Christus kommt man im eigentlichen Sinne nur durch Begegnung, durch eine, und mag sie noch so zufällig sein, persönliche Beziehung. Wir kommen nicht zu einer tragfähigen christlichen Existenz, indem wir nur über Jesus oder den Glauben etwas wissen oder indem wir sprechen, diskutieren über das, was über den Glauben oder über Jesus oder über Gott schon von anderen gesprochen wurde.

Kirchenfenster mit Aposteln, die den heiligen Geist empfangen

Christ bin ich also wegen Christus. Und sich auf Christus einlassen bedeutet, versuchen ihm näher zu kommen, ihm ähnlicher zu werden. Jesus von Nazareth hat mit seinem Leben etwas vorgelebt, von dem ich begreife, dass ich in der Verantwortung stehe, es ihm nachzutun.

Was vermittelt mir Christus?

Er spricht von meinem Leben als Mensch so, wie ich im Innersten will, dass von ihm gesprochen wird:

  • Ohne jede Herabsetzung, egal, ob es die dunklen oder die hellen Bereiche meines Lebens betrifft
  • Er spricht von meinem Leben im Zusammenhang der Mitmenschen und Gottes
  • Er zeigt in meinem Leben, dass für andere da sein, zugleich Leben für mich selbst bringt
  • Er lässt nicht zu, dass nur ein einziger Tag meines Lebens gering zu achten ist, oder gar sinnlos sei
  • Ich lerne von ihm, allen Zynismus über das Leben zu überwinden
  • Er lehrt mich, ein uneingeschränktes Ja zu allem Leben

2 Gedanken zu „Unterschiede vom Christentum zu anderen Religionen

  1. „In Ihnen ( den Menschen, die eine Beziehzng zu jesus hatten) wurde ein neues Anliegen geweckt, nämlich dass sich GOTTES REICH in einer Welt voll Leid und Ungerechtigkeit DURCHSETZE. Die Beziehung zu Jesus ließ in ihnen eine neue SOLIDARITÄT MIT IHREN MITMENSCHEN erstehen, weil Jesu ihnen etwas vorlebte, das sie vorher nicht kannten.“, schreibt unser Pfarrer Tomas Begovic.
    Wenn das nicht wieder als wichtigstes Anliegen der Christen und ihrer Kleriker sichtbar und erfahrbar wird, gebe ich der Institution Kirche keine Zukunft mehr. Liebe leben und wo das nicht gelungen ist, Demut, Reue, Schuldeingeständnis und Wiedergutmachung, sind der einzige Weg, Lehre und Handeln wieder in Einklang zu bringen und glaubwürdig zu sein!

  2. Dieser Beitrag hat mich berührt. Darüber habe ich mir Gedanken gemacht.

    Zwischen dem Christentum und den Religionen der Welt gibt es sehr viel Gemeinsames: Religiöse Grunderfahrungen, viel Suchen und Finden, Werte wie Nächsten und Gottesliebe, Toleranz, Güte und vieles mehr.
    Ja auch ich frage mich, was eigentlich christlich ist.
    Das unterscheidende ist im Kern die Person des Jesus von Nazareth und was er mit einfachen Worten den Menschen von Galiläa, jedem in seiner ganz konkreten Situation, gesagt hat. Er trat mitten unter sie, um sie aus ihren Ängsten und Zwängen zu befreien und sie aufzurichten zu ihrer eigentlichen von Gott gedachten Gestalt. Überzeugend war dabei seine Güte, die Leuchtkraft seines Wortes und sein Zusammensein mit „Gerechten“ und Außenseitern. Jeder hatte Zugang zu Jesus, ohne Bedingungen. Darin zeigte sich seine große Hoffnung auf eine neue ganz andere Welt.
    Dieser Jesus war geprägt und lebte überzeugt: Am Ende ist alles gut! Dies und nichts anderes halte ich für seine frohe Botschaft – das Evangelium – die Mitte des christlichen Glaubens.

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