Kohle statt Kirche

Am Ende hat alles nichts genutzt – weder Mahnwachen noch Proteste. Anfang Januar rückten die Bagger an, die Kirche Sankt Lambertus in Erkelenz-Immerath wurde dem Erdboden gleich gemacht. Das ganze Dorf muss, wie einige Nachbarorte auch, dem Tagebau weichen. Kohle – wichtiger als Kirche!
Der neuromanische Bau, wegen seiner beiden Türme liebe- und respektvoll „Immerather Dom“ genannt, war über 100 Jahre lang ein Wahrzeichen für die gesamte Region. Ein Orientierungspunkt, bei dessen Anblick die Bewohner ein Heimatgefühl überkam. Bei vielen Kirchen mit ihrer individuellen Architektur und meist prägnanten Türmen ist dies der Fall; Anton Bauer hat dies neulich an dieser Stelle am Beispiel der Kusterdinger Stefanskirche eindrucksvoll beschrieben.
Kirche – ein Orientierungspunkt, in zweifacher Hinsicht: Anhand der weithin sichtbaren Kirchtürme kann ich eine Ortschaft identifizieren oder eine Stadt in ihre Viertel unterteilen. Aber auch die Botschaft der Kirche bietet Wegweisung für ein erfülltes Leben. Das scheint jedoch immer weniger zu überzeugen, „Kohle“ in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen – Geld, Konsum, Freiheit, Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung – ist für viele wichtiger. Und doch zeigt sich immer wieder, wie groß das Bedürfnis nach Spiritualität und Sinn ist.
Kirche hätte da was zu bieten! Doch muss sie dabei die Bedürfnisse der Menschen im Blick haben und ihre Botschaft als Angebot formulieren. Gängelei und Vorschriften sind fehl am Platz. Da muss sich wohl noch Einiges ändern, soll die Kirche (stehen) bleiben.

Das musste dem Kohleabbau weichen … hier klicken.

Ein Gedanke zu „Kohle statt Kirche

  1. Ja, Geld und Konsum sind in unserer Gesellschaft zu wichtig. Die Pandemie bietet durch die Lockdowns hier die große Chance, das in den Blick zu nehmen und für mich selbst neu zu gewichten. Was brauche ich wirklich?
    Was macht mich wirklich glücklich und „reicher“?
    Und: ja, der christliche Glaube bietet wertvolle Orientierung. Hoffentlich tut Kirche das auch wieder glaubwürdiger. Wir arbeiten dran! Mit möglichst gutem persönlichen Handeln, mit unseren Wegen Gemeinde vor Ort zu sein, mit Anstössen wie unserer Resolution.

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