Anderes Lied: „Mit dir, Maria, singen wir“

Marienlieder aller Epochen gehören zum Schatz insbesondere der katholischen Kirchenmusik. Auch im neuen Gotteslob finden wir sie zahlreich. Zu den neu oder wieder aufgenommenen Liedern zählen „Segne du, Maria“ (GL 535), das Advents­lied „Maria durch ein Dornwald ging“ (GL 224) oder „Ein Bote kommt, der Heil verheißt“ (GL 528) zur Verkündigung des Herrn, dessen Melodie übrigens an Bachs Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ aus dem Weihnachtsoratorium erinnert.

Von Thomas Münch

Unser „Anderes Lied“ wurde von dem evangelischen Autor, Sozialarbeiter und Pfarrer Eugen Eckert 1994 nach einer französischen Vorlage verfasst. Von ihm kennen wir zum Beispiel das Lied „Bewahre uns Gott“ (GL 453) „Meine engen Grenzen“ (GL 437), „Eingeladen zum Fest des Glaubens“ (GL 852) und „Wäre Gesanges voll unser Mund“ (GL 831), das vor zwei Jahren als „Anderes Lied“ vorgestellt wurde.

Das Lied „Mit dir, Maria, singen wir“ setzt gleich zu Beginn einen wichtigen Akzent. Es heißt nicht „zu dir“ singen wir, sondern „Mit dir, Maria …“. Der Gesang, den wir mit Maria singen, ist ihr Lobgesang aus dem Lukasevangelium, das Magnificat – als erstes und wichtigstes Marien-Lied, unzählige Male vertont und oftmals auch in deutsche Reime gefasst.

Dieses „ihr nachsingen“ verbindet uns, hier und heute mit den alttestamentlichen Psalmen als biblischem Hintergrund des Magnificat. Und es verbindet uns mit vielen früheren Generationen christlicher Sänger, die sich bereits mit dem Lobgesang der Maria identifiziert haben: mit gregorianischen Melodien, mit opulent-konzertanter Barockmusik und hier mit einem Neuen geistlichen Lied, das seine Wurzeln im Chanson hat. Der Komponist Jean-Claude Gianadda versteht sich als „Troubadour des guten Gottes“, dessen zahlreiche Lieder der musikalischen Verkündigung dienen sollen.

Der Refrain spielt mit dem Wort „Tragen“: die Hoffnung trägt unser Leben, weil Maria, als sie das Magnificat gesungen hat, bereits Jesus in ihrem Schoß getragen hat. Die 1. Strophe – eine Schöpfungsstrophe – widmet sich den Phänomen Tag und Nacht. Dann folgt das Thema der Erlösung. Die dritte Strophe bedenkt die Spannung zwischen damals und heute, bevor der letzte Vers mit dem Stichwort „Lebensmelodie“ die Hoffnung auf den kommenden Retter im Sinne der Vollendung zur Geltung bringt.

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