Bei dem kürzlichen Maria 2.0-Gottesdienst in Wannweil hat Heidrun Krismer die folgende Ansprache, man könnte Predigt sagen, gehalten. Wir geben sie hier im Original wieder.
Von Heidrun Krismer
Wir haben wieder eine Bibelstelle (Mt 15, 21-28) mit einer Frau ausgesucht. Wie heißt sie? Sie bleibt – wie Frauen in der Geschichte so oft- namenlos. Und doch ist sie, und ist diese Geschichte, so wichtig und wunderbar. Was passiert hier?
Jesus ist am Anfang ein ganz typischer Vertreter seiner Zeit und seines Milieus: mit Kanaanitern, also Ausländern, Leuten anderen Glaubens, redet man nicht, denen hilft man nicht. Das gehört sich nicht, ist nicht üblich, war schon immer so.
Sehen die Jünger das anders? Nein, sie finden es nur unangenehm, dass die Frau so laut auf sich aufmerksam macht. Wie peinlich!
Und die unbekannte Frau? Sie ist mutig, tut das Unerhörte, weil sie für das kämpft, was sie liebt, was ihr wichtig ist: ihre Tochter. Sie tut nicht, was man von ihr erwartet: demütig schweigen und still hoffen. Nein sie wird laut, sie nervt, sie ist intelligent und argumentiert mit dem gelehrten Rabbi.
Und es geschieht: Jesus lässt seinen Blick weiten. Er ändert seine Meinung. Er merkt, es geht nicht um Tradition, sondern es geht um Glauben und Liebe, um gutes und erfülltes Leben für alle! Er erkennt, dass Gott für alle in Liebe da ist. Dass er anders denkt als die Menschen.
Was heißt das für uns kirchenreformbewegte Frauen heute?
Ich sehe uns als diese Frau, die für Lebendigkeit und Gesundheit streitet – und zwar im Text für ihre ihr so wichtige Tochter und deren Zukunft. Was ist uns lieb und wichtig, was wollen wir nicht aufgeben, nicht dahinsiechen lassen in lebensfeindlicher Verwirrtheit? Ich sehe darin unsere katholische Kirche. Für deren Gesundung und Zukunft setzen wir uns ein.
Jesus hat seine Ansichten geändert und sich weiterentwickelt. Er hat die Frau dann nicht mehr ignoriert oder lieblos abgewiesen, sondern ihren Glauben in ihrem Tun gesehen und gesagt: was Du willst, soll geschehen.
Wir hoffen und beten, dass auch alle in seiner Nachfolge stehenden Christinnen und Christen, vor allem auch die Priester, Bischöfe und der Papst diesem Beispiel Jesu folgen.