Frischer provokativer Geist

Zum Tod von Heiner Geißler

Der frühere rheinland-pfälzische Sozialminister, Bundesfamilienminister und langjährige CDU-Generalsekretär ist am 12. September im Alter von 87 Jahren verstorben. Am 17. Oktober wurde Heiner Geißler in der katholischen St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin mit einem Gottesdienst gewürdigt. An dem Gottesdienst nahmen unter anderem Kanzlerin Angela Merkel, Unionsfraktionschef Volker Kauder und auch SPD- und Grünen-Politiker teil.

Von Toni Bauer

Er wird fehlen – besonders als kritischer Anreger.
Seit den siebziger Jahren verfolgte ich seine politischen Aktivitäten. Als den Sozialdemokraten nahe stehend, war es für mich erst sehr schmerzhaft ihm zu folgen, denn Geißler war zurzeit Willy Brandts Generalsekretär der CDU und beherrschte das rhetorisch scharfe Schwert des politischen Gegners. So sehr, dass Brandt ihn einmal wütend als Hetzer bezeichnete.

Viele trauern um Heiner Geißler, weil er es verstanden hat, mit seinem Talent Positives zu bewirken und mitzuhelfen, wo es nötig war. Besonders in der Öffentlichkeit bekannt wurde er mit „Stuttgart 21“, wo er sich als Schlichter und Moderator bemühte.

Heiner Geißler, in Oberndorf geboren, war Jesuitenschüler in St.Blasien im Schwarzwald, studierte Philosophie und Jura. Er war seit 1965 CDU-Bundestagsabgeordneter, wurde Bundesminister für Jugend, Sport und Familie und wie erwähnt, Generalsekretär der CDU, bis er sich mit Helmut Kohl überwarf.
Er schrieb bis zuletzt Bücher über das Christ-sein in unserer Zeit, teilweise so kritisch, dass ihn manche Kommentatoren „Rosenkranz-Marxist“ oder „Raketen-Christ“ nannten. Ein Kritiker meinte auch scherzhaft, der sportliche Geißler machte seine Kniebeugen am falschen Ort.
Für mich war er ein wacher, kritischer, belesener Geist, dem man nicht in allem folgen musste, aber der Beispiel gab, sich mit der gegenwärtigen Gesellschaft, der Politik und nicht zuletzt mit seinem Glauben und unserer Kirche immer wieder auseinander zu setzen und zu handeln.

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