Kirche aktuell: Herbst-Vollversammlung 2020 der deutschen Bischöfe

In der neuen Rubrik „Kirche aktuell“ wollen wir Themen unserer Kirche kurz und kompakt zusammenfassen und Sie auf dem Laufenden halten. Heute geht es um die turnusmäßige Herbstkonferenz der deutschen Bischöfe in Fulda.

Von Rainer Degen

Herbst-Vollversammlung 2020 der deutschen Bischöfe in Fulda

Vom 22. bis 24. September 2020 hat in Fulda die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz stattgefunden. Fulda ist ja standardmäßig der Ort für die Herbstkonferenz (in einem anderen Beitrag auf dieser Seite erklärten wir, wie es dazu kam. Siehe hier). An dem Treffen nahmen 65 Mitglieder unter Leitung des neuen Vorsitzenden, Bischof Dr. Georg Bätzing, teil.

Bischof Georg Bätzing: Am 3. März 2020 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. (Foto: © Bistum Limburg)
Bischof Georg Bätzing: Am 3. März 2020 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. (Foto: © Bistum Limburg)

Die wichtigsten Themen: Zu allererst ging es um die Auswirkungen von Corona auf die Kirche und das Gemeindeleben. Beim Themenfeld „Aufklärung und Aufarbeitung“ ging es um weitere Konsequenzen aus der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie). Der weitere Fortgang des Synodalen Weges insbesondere nach den gerade stattgefundenen Regionenkonferenzen wurde debattiert. Des Weiteren befasste sich die Konferenz mit der Kirchenstatistik 2019.

Situation der Kirche in der Corona-Pandemie

Die Kirchenführung stand in der Corona-Krise teilweise unter starker Kritik. So etwa äußerte sich Thüringens ehemalige Ministerpräsidentin Lieberknecht, dass die Amtskirche geschwiegen und die Seelsorger im Stich gelassen hätte. Die Analysen der längerfristigen Auswirkungen der Pandemie – auch auf das kirchliche Leben – laufen zwar noch, „deutlich ist aber geworden, dass wir alle einen tiefgehenden Verlust der Kontrolle über unser Leben hinnehmen mussten“, so Bischof Bätzing in Fulda. „Man hat uns manches Mal eine gewisse Hilflosigkeit vorgeworfen“ fasst er weiter zusammen. Die Wege und Formate der Verkündigung oder einfach der geistlichen Begleitung seien reduziert gewesen und man habe erfinderisch sein müssen, um etwa in Altenheimen, die geschlossen, und in Krankenstationen, die nicht zugänglich waren, den Glauben weiterzugeben. Wir haben in unserer Kirchengemeinde kurzer Hand den Corona-Liveticker auf der Homepage eingeführt und für die Wochenenden die von der Diözese bereitgestellten Hausgottesdienste auf die Seite gestellt.
Die Vollversammlung hat sich im Zusammenhang der Debatte um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch mit dem Weihnachtfest 2020 befasst. Insbesondere der Weihnachtsaktion von Adveniat misst sie hohe Bedeutung zu. Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland wird ein öffentlich sichtbarer Impuls zum Weihnachtfest vorbereitet, der die christliche Herkunft und Prägung des Festes zeigt. Die Vorbereitungen dazu sind angelaufen, denn heute in weniger als drei Monaten ist Heiliger Abend.

Sexueller Missbrauch – Themenfeld „Aufklärung und Aufarbeitung“

Die Bischofskonferenz hatte ja schon bei ihrer Frühjahrstagung beschlossen, dass man sich bei den Entschädigungszahlungen an den staatlichen Schmerzensgeldzahlungen anlehnen wolle. Es ist Bischof Bätzing zu verdanken, dass es jetzt auch eine Zahl pro Einzelfall gibt. Missbrauchsopfer erhalten bis zu 50.000 Euro Entschädigung. Dabei handelt es sich um Einmalzahlungen. Die Entscheidung darüber, wer was bekommt, soll durch ein externes, unabhängiges Entscheidungsgremium individuell festgelegt werden. Zusätzlich können Betroffene, wie auch jetzt schon, Kosten für Therapie- oder Paarberatung erstattet bekommen. Dieses weiterentwickelte Verfahren wird zum 1. Januar 2021 starten. Betroffene können ab diesem Zeitpunkt einen Antrag bei der zuständigen (Erz-)Diözese stellen. Der Opfervertretung war das zu wenig. Man sieht dort eine Entschädigung im sechs-stelligen Bereich als adäquat für erlittenes lebenslanges Leiden.

Ebenso wichtig ist das Thema Gewalt gegen Frauen in der Kirche. Mit Start Oktober 2020 gibt es eine Anlaufstelle „Frauen gegen Gewalt“.

Synodaler Weg – Konflikte und Perspektiven

„Das übergeordnete Ziel dieses Synodalen Weges besteht darin, die Kirche in Deutschland besser und glaubhafter zu befähigen, dem Evangelium Jesu Christi im eigenen kirchlichen Leben Raum zu geben und es den Menschen von heute zu verkünden“, so Bischof Bätzing in seiner Zusammenfassung zum Synodalen weg. Der Synodale Weg soll Teil eines gewaltigen Reformprozesses in der katholischen Kirche werden. Er ist auf 2 Jahre angelegt. Da sei die Frage erlaubt: Was kann da schon dabei rauskommen, wenn man die Zeiträume bei Entscheidungen in der katholischen Kirche zu Grunde legt? Auch hat die Bischofskonferenz eines deutlich gezeigt: Man ist sich hier untereinander überhaupt nicht einig. Die konservativen Strömungen angeführt von dem Kölner Erzbischof Wölki lassen keine Zweifel daran aufkommen, dass man den Reformprozess sehr kritisch sieht. Der Synodale Weg und sein Gremium hat es bisher auch nicht verstanden, sich in den Gemeinden präsent zu machen. Dabei ist im Dezember ja schon Halbzeit. Man wird sich sputen müssen, um nach zwei Jahren ein einigermaßen brauchbares Ergebnis abzuliefern. Mehr zum Synodalen Weg unter: Synodaler Weg

Kirchenstatistik 2019 – erste Einordnungen

Fest steht: die Erosion der Mitglieder in der katholischen Kirche setzt sich weiter fort. Die Anzahl der Kirchenaustritte bei den Katholiken ist 272.771 Katholiken in 2019. Demnach machen 22.600.371 Katholiken in Deutschland derzeit 27,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Zuvor waren zweimal die jährlichen Kirchenaustritte über 200.00, nämlich 2014 im Zusammenhang mit den Ereignissen in Limburg (217.000) und 2018 im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie (216.000). 2019 ist also ein neuer Spitzenwert im negativen Sinn. Neben diesen Ereignissen vertritt Bischof Bätzing die Meinung, die Kirchenaustritte haben „mit langfristigen und übergreifenden Prozessen der Säkularisierung zu tun, die dazu geführt haben, dass Religion im Allgemeinen und Kirche im Besonderen an gesellschaftlicher Bedeutung verloren haben“. Vielleicht sollte man sich mal Gedanken über andere Formen der Verkündigung machen. In unserer Kirchengemeinde finde ich überwiegend die Überzeugung, dass Verkündigung nur in einem physikalischen Zusammensein der Gemeinde stattfinden kann. Zeitgemäß? Auf der anderen Seite gibt es die Welt der InfluencerInnen. Eine Daniela Katzenberger , von Beruf Influencerin, hat über 2 Millionen „Follower“, zu Jesu Zeiten Jünger genannt. Und nebenbei bemerkt: Jesus ist über die Lande gezogen und hat seine frohe Botschaft so verbreitet. Heute gibt es wohl, etwas scherzhaft formuliert, noch andere, komfortablere Instrumente.

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