Online-Aktion für Barmherzigkeit – Unterstützung für Papst Franziskus

Es dürfte zum ersten Mal sein – eine Online-Aktion zur Unterstützung des Oberhaupts der katholischen Kirche. Seit Mitte Oktober kann man sich unter der Website www.pro-pope-francis.com einem an Papst Franziskus gerichteten Brief anschließen. Mit dieser Initiative von Paul Zulehner und Tomáš Halík soll der Papst gegenüber zunehmender Kritik an seinem seelsorgerlichen Kurs der Barmherzigkeit unterstützt werden.

von Thomas Münch

Nichts scheint im Zeitalter des Internet einfacher als ein Massenpublikum für Online-Petitionen zu gewinnen. Umso bemerkenswerter ist eine bis dato einmalige Aktion, die vom Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner und dem Prager Religionsphilosophen Tomáš Halík initiiert wurde. Seit Mitte Oktober ist unter den Website www.pro-pope-francis.com möglich, einen Offenen Brief an Papst Franziskus zu unterzeichnen. Darin wird der Dank für die „mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung“ des Oberhaupts zum Ausdruck gebracht. Dem Papst sei es in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur der katholischen Kirche von ihrem jesuanischen Ursprung her zu reformieren. Dem Umgang mit den Menschen liege nicht ein legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Gesetz zugrunde: „Gott und seine Barmherzigkeit prägen die Pastoralkultur, die Sie der Kirche zumuten.“ Diese Zumutung stößt jedoch zunehmend auf scharfe Attacken aus kirchlichen Kreisen, nicht zuletzt aus der römischen Kurie.

Große schweigende Unterstützung für den Papst

Dieser aufkeimenden Kritik wollen die Initiatoren mit dem Offenen Brief etwas entgegen setzen. Die Angriffe auf Papst Franziskus hätten „massiv zugenommen“, so Zulehner. Zentraler Auslöser sei dessen Schreiben „Amoris laetitia“ (2016) gewesen, „in dem der Papst eine barmherzige Haltung zur Wiederverheiratung Geschiedener einnimmt“. Zuletzt sei der Eindruck entstanden, dass es nur noch papstkritische Stimmen in der Kirche gebe. Demgegenüber existiere eine große schweigende Unterstützung für den Papst; der Widerstand gegen Franziskus komme „von einer relativ kleinen Gruppe“, die „das Evangelium sehr legalistisch auslegt und – wie der Papst sagt – Gesetze wie Felsbrocken auf die Menschen wirft“. Knapp drei Wochen nach ihrem Start kann die Initiative auf weit über 50.000 Unterstützer verweisen. Die Liste umfasst eine Reihe prominenter Unterzeichner aus aller Welt wie die Alt-Bischöfe Erwin Kräutler und Fritz Lobinger, die Autoren Anselm Grün und Pierre Stutz, aber auch politische Größen wie der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, oder die Politiker Oskar Lafontaine und Volker Beck. Aus den vielen „Laien“-Unterstützern ragen der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Thomas Sternberg, oder die Bundesvorsitzende der KAB, Maria Ertl, heraus. Mit Weihbischof Matthäus Karrer ist auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart prominent vertreten.

Für eine pastorale Kultur in der Kirche

Die Aktion „ProPopeFrancis“ richtet sich nicht gegen eine Gruppe von Persönlichkeiten in der Kirche, sondern steht für eine pastorale Kultur, den Weg der Barmherzigkeit, den die Kirche einschlagen möge. Es gilt, Papst Franziskus in seiner menschlich-zugewandten seelsorgerlichen Art zu bestärken. Unter www.pro-pope-francis.com besteht die Möglichkeit für jede und jeden, dieses Anliegen zu unterstützen.

Papst Franziskus in Rom auf dem Petersplatz

Der Offene Brief unter www.pro-pope-francis.com im Wortlaut: Hochgeschätzter Papst Franziskus! Ihre pastoralen Initiativen und deren theologische Begründung werden derzeit von einer Gruppe in der Kirche scharf attackiert. Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir zum Ausdruck, dass wir für Ihre mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung dankbar sind. Es ist Ihnen in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur der katholischen Kirche von ihrem jesuanischen Ursprung her zu reformieren. Die verwundeten Menschen, die verwundete Natur gehen Ihnen zu Herzen. Sie sehen die Kirche an den Rändern des Lebens, als Feldlazarett. Ihr Anliegen ist jeder einzelne von Gott geliebte Mensch. Das letzte Wort im Umgang mit den Menschen soll nicht ein legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Gesetz haben. Gott und seine Barmherzigkeit prägen die Pastoralkultur, die Sie der Kirche zumuten. Sie träumen von einer „Kirche als Mutter und Hirtin“. Diesen Ihren Traum teilen wir. Wir bitten Sie, von diesem eingeschlagenen Weg nicht abzuweichen, und sichern Ihnen unsere volle Unterstützung und unser stetes Gebet zu. Die Unterzeichnenden

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