Zehn Ordensfrauen fordern Reformen und schlagen Kirche offenes Gespräch über neue Wege vor

Aus Erfahrungen in Pandemiezeiten haben Ordensfrauen zu einem neuen Verständnis der Eucharistiefeier gefunden. Manchmal entwickeln sich durch schwierige Situationen kreative Ideen, Gottesdienste auf neue Art zu feiern.

Von Gerlinde Münch

Die zehn Nonnen, um die es hier geht, formierten sich aus verschiedenen bayrischen Orden 2018 in München zur  Gruppe der „Ordensfrauen für Menschenwürde“, abgekürzt „OFMW“. Sie wollen die Beengung durch längst überholte Rituale und Dogmen der katholischen Kirche nicht länger unwidersprochen hinnehmen. Daher haben sie sich entschlossen, mit ihren Wünschen und Forderungen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Unter anderen steht die OFMW für folgende Reformen in der katholischen Kirche:
o Für ein gleichwertiges Miteinander von Frauen und Männern
o Für die konsequente Aufarbeitung von Missbrauchsfällen
o Für eine überfällige Überarbeitung der kirchlichen Sexuallehre
o Für die Zulassung von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern und Funktionen

Forderung nach Veränderungen in der Eucharistiefeier

Was war der Auslöser?

In diesem Jahr liefen die Vorbereitungen für Ostern auf Hochtouren. Dann die Nachricht – es dürfen keine Gottesdienste und somit auch keine Eucharistiefeiern stattfinden. Das war für viele katholische Frauenorden eine schwierige Situation, da sie für die Eucharistiefeier geweihte Hostien benötigten und keine Möglichkeit hatten an diese heranzukommen.

Dies setzte ein Umdenken in Gang, das dazu führte, dass sie sich fragten, warum muss für die Weihe der Hostien und für die Wandlung ein geweihter Priester vor Ort sein. Nicht einmal Äbtissinnen, die ihre Klöster leiten, sind dazu berechtigt eine Eucharistiefeier ohne Pfarrer durchzuführen. Warum ist dies so und wie kam es zu dieser Entwicklung?

Dabei führen sie das 2. Vatikanische Konzil an, das schreibt, dass die Eucharistiefeier eine gemeinschaftliche Feier der Gemeinde ist.
Zitat aus dem Schreiben von OFMW: „Es geht darum, dass ‚alle, [die] durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden [sind], sich versammeln (…) und das Herrenmahl genießen.‘ (SC 10) Wir fragen uns: Ist die korrekt gefeierte Form wichtiger als der Inhalt? Wie sehr wird ernsthaft die Communio als zentral für die Eucharistiefeier angesehen? Weiter: Fassen die Regeln und Vorschriften das Sakramentsverständnis nicht zu eng? Kann nicht ‚alles zum wirksamen Zeichen der Gegenwart Gottes werden‘ (Leonardo Boff), wenn es in mir – oder uns – auf Resonanz trifft?“

Weiter schreiben sie: „Wir haben in unseren Gemeinschaften in den vergangenen Wochen dennoch Mahlfeiern erlebt, die jede Engführung auf die Eucharistiefeier gesprengt haben. Wir haben Brot und Wein geteilt und vielfältige Erfahrungen zeigen, dass darin Jesus Christus als präsent erlebt wurde.“

Hinter diese guten Erfahrungen können die Ordensfrauen nicht mehr zurück. Sie wollen Reformen und daher fordern sie die katholische Kirche zu einem offenen Dialog heraus.

Wie Sie sicher schon in unseren Beiträgen gelesen haben, sind die zehn Ordensfrauen nicht die Einzigen, die Veränderungen anmahnen. Wir schrieben schon über die Erfahrungen von Thomas Frings (Autor von „Aus, Amen, Ende?“), über die elf Priester, die ihr 50jähriges Jubiläum zum Anlass nahmen, über die Probleme ihrer Arbeit als Priester zu berichten und Veränderungen anmahnen. Auch Pfarrer Schießer aus München kann da ein Wort mitreden. Ein Weiteres sind die Frauen, die sich bei Maria 2.0 engagieren.

Wir brauchen die Reformen. Jetzt. Es ist unabdingbar, dass die Frauen zu allen Ämtern in der Kirche zugelassen werden.

Inge G., Sympathisantin von Maria 2.0, schrieb dazu: „Ich würde mir wünschen, dass dies kommt bevor die Not an geweihten männlichen Priestern zu groß wird. Lückenbüßer sollten wir als Frauen nicht sein.“

Zur Zeit ist ja der Synodale Weg in aller Munde. Hier wäre eine gute Gelegenheit, nicht nur über Reformen zu reden, sondern sie auch auf den Weg zu bringen. Doch wie stehen unsere deutschen Bischöfe dazu? Zur Zeit ist da nicht viel hoffnungsfrohes zu berichten. So können die geweihten Männer nur auf die Geduld der Frauen hoffen. Und die wird derzeit auf eine harte Probe gestellt.

3 Gedanken zu „Zehn Ordensfrauen fordern Reformen und schlagen Kirche offenes Gespräch über neue Wege vor

  1. Sehr geehrte/r Herr/Frau Zwar,
    ich bin im katholischen Glauben groß geworden und liebe die Rituale und Zeremonien in unseren Gottesdiensten. Trotzdem fordere ich Reformen ein.

    Eine Kirche, der es vor allem um Machterhalt geht, wird unweigerlich scheitern
    bei Menschen, für die vom Grundgesetz her Gleichberechtigung und Gewaltenteilung selbstverständliche Menschenrechte sind. Dass Frauen keinen Zugang zur Priesterinnenweihe erhalten können, ist da nur einer von vielen Widersprüchen. Wo bitteschön, steht in der Bibel geschrieben, dass dies nicht zulässig sei. Unser gesamtes Leben befindet sich in stetigem Wandel, und würde dies nicht der Fall sein, würden wir heute noch leben, wie unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren. Diesem Wandel kann sich auch die katholische Kirche nicht verschließen. Die Missbrauchsfälle in unserer Kirche sind ein Beweis dafür, dass die Hierarchie und das erzwungene Zölibat, diese begünstigten. Wo bleibt die Glaubwürdigkeit, wenn Menschen, denen wir unsere Kinder anvertraut haben, diese aufs schändlichste verletzen.

    Sie beziehen sich auf die kirchliche Lehre. Wer hat diese verfasst? Männer. Und zwar ausschließlich Männer. Meiner Meinung nach geht es dabei darum, die absolutistische Struktur der Kirche zu erhalten, wobei die Botschaft des Evangeliums vernachlässigt wird. Und das ist für mich so nicht mehr hinnehmbar. Und so wie mir geht es vielen Frauen, die bisher engagiert in ihrer Kirche mitgewirkt haben. Stellen Sie sich vor, die würden alle davonlaufen – wie wäre es da um die katholische Kirche bestellt. Aber auch in den eigenen Reihen des Klerus fängt es an zu gären. Hier will ich nur Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim, Pfarrer Frings aus Münster, die 11 Priester aus Köln, Pfarrer Schießler aus München, die Klosterfrauen aus diesem Artikel und jetzt in der vorletzten ZEIT den Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz nennen.
    Ich empfinde es von Ihnen anmaßend, mir zu empfehlen, doch zur evangelischen Kirche zu wechseln. Das ist für mich keine Option, obwohl die Ökumene für mich eine Herzensangelegenheit ist und ich den Kontakt zu den Menschen in der evangelischen Kirche gerne pflege und sie auch als bereichernd empfinde.

    Ich wünsche mir für die Verantwortlichen unserer katholischen Kirche einen göttlichen Funken, der über die Bischöfe in Deutschland, unseren Papst und alle katholischen Bischöfe weltweit kommt, der sie veranlasst endlich die notwendigen Reformen vorzunehmen. Sollte dies nicht geschehen, steht es, meiner Meinung nach, sehr schlecht um die Institution Katholische Kirche bestellt.

    Mit freundlichen Grüßen
    Gerlinde Münch (Kirchengemeinderätin und Mitglied der Redaktion)

    1. Liebe Gerlinde,
      du sprichst mir aus dem Herzen. Ich habe ebenfalls oft das Gefühl, dass es um den Erhalt von Rahmen und Statuten geht und dabei die Menschen und die Frohe Botschaft vergessen werden. Die Angst vor Neuem und Unbekannten spielt dabei glaube ich auch eine große Rolle. Ich wünsche mir, dass diese Angst überwunden wird und allen, ob Mann oder Frau, die daran mitarbeiten wünsche ich Durchhaltevermögen.
      Viele Grüße
      Eva Schlegel, Gemeindereferentin

  2. Treten Sie doch der evgl. Kirche bei, dort haben sie all das was sie fordern. Sie reden und reden und wissen doch dass ihre Forderungen durch die kirchliche s Lehre längst beantwortet sind.

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