Tipp der Redaktion für ein Sommerspecial 2018
Gerlinde besuchte Worms zum ersten Mal in 2016. Anlass war eine eintägige Weinwanderung durch die Weinberge des Weinguts Dr. Schreiber. Norbert und Renate Sepeur, aus unserer Gemeinde, fragten im Freundes- und Bekanntenkreis an, ob nicht jemand Lust hätte zu diesem Event mitzukommen. Rainer kam, obwohl 1000 Mal vorbeigefahren, 2018 zum ersten Mal nach Worms zu 1000 Jahren Wormser Dom.
Von Gerlinde Münch und Rainer Degen
Der Geruch von Mittelalter – der Wormser Dom
Im Jahr 1018 wurde der Wormser Dom eingeweiht, also exakt vor 1000 Jahren. Bischof Burchard ließ an der Stelle einer fränkischen Basilika im 11. Jahrhundert den Wormser Dom bauen. Die feierliche Einweihung des romanischen Doms fand am 9. Juni 1018 statt. Der Wormser Dom, auf dem höchsten Punkt der Wormser Innenstadt gelegen, ist das bedeutendste Bauwerk der Wormser Romanik und eng mit dem Namen Bischof Burchards und der Blütezeit der Wormser Stadtgeschichte während des 12. und 13. Jahrhunderts verbunden. Der Dom stand im Zentrum von großen Ereignissen der Geschichte, unter anderem die Papstnominierung Leos IX. im Jahr 1048, das Wormser Konkordat im Jahr 1122, mit dem der Investiturstreit beendet wurde, die Hochzeit Kaiser Friedrichs II. 1235 mit Isabella von England und der Reichstag zu Worms 1521, während dessen sich Martin Luther vor Kaiser Karl V. verantworten musste, was den Bruch in der abendländischen Kirche zur Folge hatte. Worms war im frühen Mittelalter schon so etwas wie einer der Nabel der Welt.
Das Wormser Konkordat
Vielen bekannt dürfte Worms aus dem Geschichtsunterricht im Zusammenhang mit dem „Wormser Konkordat“ sein. Dem Konkordat – also dieser Vereinbarung – voraus ging der Streit um das Recht der Investitur. Die Investitur ist ja die Einsetzung von Bischöfen und Priestern ins Amt. Zum zu Ende gehenden 11. Jahrhundert bestanden König Heinrich der IV. sowie auch sein Sohn Heinrich der V. auf diesem Recht und setzten entsprechend Bischöfe nach ihren Vorstellungen ein. Auf die heutige Zeit übertragen würde das bedeuten, dass etwa ein Ministerpräsident wie Herr Kretschmann die Bischöfe für unsere Diözese genehmigt. Interessant ist auch, dass dieser Streit wohl 1077 begann und erst 1122 mit dem Wormser Konkordat beigelegt wurde, also sage und schreibe 45 Jahre. Bei der aktuellen Politik im Jahr 2018 geht es uns bei den unterschiedlichsten Themen was Zeiträume angeht ja auch nicht anders. Da hat sich in 1000 Jahren nicht allzu viel verändert.
Worms: Dom und Nibelungen
Die kreisfreie Stadt Worms liegt am südöstlichen Zipfel von Rheinland-Pfalz, direkt am Rhein. Gegründet wurde die Stadt von den Kelten und es wird angenommen, dass es sich bei Worms um eine der ältesten Städte Deutschlands handelt.
Der Dom, den man heute bewundern kann, ist fast original aus dem 12. Jahrhundert. Der Dom St. Peter zu Worms ist der kleinste der drei rheinischen Kaiserdome. Der Dom zeigt spätromanischen Baustil, das Langhaus ist von den Kaiserdomen in Speyer und Mainz abgeleitet. Zum Jubiläum finden die Besucher eine Ausstellung im Dom, welche die Entstehungsgeschichte erläutert.

Bekanntheitsgrad erwarb sich Worms aber auch als Nibelungen- und Lutherstadt. In Worms findet man an verschiedenen Stellen Hinweise auf das Nibelungenlied: Die Nibelungen-Festspiele und das multimediale Nibelungenmuseum machen die Dichtung erlebbar und lassen deren Helden auferstehen.
Mit Hagendenkmal und Siegfriedsbrunnen sind gleich zwei wichtige Sagen-Gestalten im Stadtbild verewigt. Am Dom kann man den Originalschauplatz des Königinnenstreites zwischen Kriemhild und Brunhild bewundern. Überall in der Stadt begegnet man Drachen, ob als Figuren, in Wappen oder an Hausfassaden.

Im Mittelalter begann der Aufstieg der Stadt zu ihrer größten Blüte mit den Saliern. 1076 fand in Worms ein Hoftag statt, auf dem König Heinrich IV. Papst Gregor VII. für abgesetzt erklärte und dafür umgehend mit dem Kirchenbann belegt wurde – eine der Folgen dieser Ereignisse war dann der Gang nach Canossa. Nach dem Untergang der Salier 1125 verbanden sich auch die Staufer eng mit der Stadt. 1184 räumte Kaiser Friedrich Barbarossa der Stadt umfangreiche Freiheitsrechte ein, was als Begründung der Reichsstadt gelten kann.

In der geistig freien Stadt konnte sich das neue Gedankengut der Reformation schon Mitte des 15. Jahrhunderts früh und schnell ausbreiten. Beschleunigt wurde dies durch den 1521 abgehaltenen Reichstag zu Worms, auf dem Martin Luther gegenüber Kaiser Karl V. seine in Wittenberg veröffentlichten 95 Thesen verteidigte. Gerade mal zehn Tage (vom 16. bis 25. April) verbrachte Martin Luther in Worms, doch diese zehn Tage veränderten die Welt grundlegend. Im Zuge der Reformation ab 1521 setzte sich in der Bürgerschaft der Reichsstadt die lutherische Lehre immer stärker durch. Trotzdem blieb Worms eine multikonfessionelle Stadt, in der im 18. Jahrhundert vier Glaubensrichtungen vertreten waren (Lutheraner, Katholiken, Reformierte, Juden).

Eine herausragende Stellung nahm im Mittelalter die jüdische Gemeinde ein. Im späteren 12. Jahrhundert wurde eine neue Synagoge errichtet und ausgebaut. Im 13. Jahrhundert begann die Bedeutung der jüdischen Gelehrten Worms’ abzunehmen. Erhalten geblieben ist ein Gebetbuch, das Wormser Machsor von 1272, das auch das älteste schriftliche Zeugnis in jiddischer Sprache enthält.
Kulinarische Weinwanderung mit Panorama
Dabei wandert man 5 Stunden durch die Weinberge und bekommt entsprechend zu den Weintrauben, die man selbst pflücken darf, den Wein dazu gereicht. Gegen Mittag ist am Wegrand ein üppiges Essen vorbereitet, bei dem es an nichts fehlt. Sogar Cappuccino und Muffins gibt es zum Nachtisch. Abends findet dann ein großes Fest im Hof des Weinguts statt.
Die Tradition wurde von Herrn Gebhardt, unserem früheren Vorsitzenden der KAB Kirchentellinsfurt, ins Leben gerufen, der mit Andreas Schreiber an der Uni in Hohenheim studierte. Aus dieser Männerfreundschaft entstand der im September stattfindende alljährliche Besuch des Weinguts Dr. Schreiber in Worms. Der Wein schmeckt übrigens hervorragend und ist sehr empfehlenswert, zumal viel Wert auf möglichst biologischen Anbau der Weinreben gelegt wird. Da ist Handarbeit gefragt und daher muss auch die gesamte Familie mithelfen.


Siehe auch für einen Tageausflug im Sommer den Reise-Tipp Campus Galli.