Schutzkonzept: Bericht von der Info-Veranstaltung am 18. März 2024

In ihrem Beitrag zur Info-Veranstaltung zum Schutzkonzept der KiGe am 18. März stellte Manuela Lieb, Fachberaterin bei „Wirbelwind Reutlingen e.V.“ *) die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen gegen Missbrauch und sexualisierte Gewalt dar.

Von Alex Bernhard

In jeder Klasse 1 -2 Betroffene

Man könne davon ausgehen so Frau Lieb, dass jede 7. – 8. Person in ihrer Kindheit derartige Erfahrungen machen musste. In jeder Klasse 1 -2 Betroffene. Die Ereignisse reichten von „ansehen müssen“ bis hin zu tätlicher Gewalterfahrung. Diese Erlebnisse rufen tiefgreifende seelische Verletzungen hervor, die lebenslange Folgen haben können. Im Landkreis Reutlingen seien 2023 ca. 90 Fälle bekannt geworden. Man müsse jedoch von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Angst und Scham seien die vorherrschenden Gefühle der Betroffenen. Täter seien Männer und Frauen. Die Mehrheit der Taten geschähe im nahen Umfeld der Betroffenen.

Beobachtungen von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern

Weil mehr Menschen aufmerksam geworden seien, sei der Beratungsbedarf steigend (jährlich 400 – 500 Kontakte). Als Ratsuchende wenden sich sehr häufig pädagogische Fachkräfte an die Beratungsstelle. Auslöser für Beratungsanfragen seien meist Beobachtungen von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, welche nur schwer einzuordnen seien. Über diese Kontakte komme es dann auch zur Beratung von Betroffenen. Die Präventionsarbeit des Vereins wende sich aber auch direkt an Jugendliche, etwa über Online-Beratung oder soziale Medien.

Präventionsmaßnahmen in vielen gesellschaftlichen Organisationen notwendig

Um diese menschlichen Entgleisungen einzudämmen, seien vermehrte Thematisierung und Präventionsmaßnahmen in vielen gesellschaftlichen Organisationen, wie z.B. den Kirchen notwendig. Diese Organisationen sollten ein spezifisches Schutzkonzept in ihre Strukturen einbauen und die Mitarbeitenden dahingehend informieren und ausbilden. Es gehe auch darum, innerhalb dieser Strukturen ein Instrument für die Bewältigung von Krisensituationen haben. Die Betroffenen müssen hier unbedingt Schutz erfahren. In solchen Situationen sei deshalb ein behutsames Vorgehen von Nöten. Ein Kriseninterventionsteam sollte daher seine Maßnahmen in Begleitung einer Fachberatung ergreifen.

Schutzkonzept der Kirchengemeinde vorgestellt

Im Rahmen der Veranstaltung stellte Alex Bernhard in geraffter Form das Schutzkonzept der Kirchengemeinde vor. Dieses ist in seiner Kurzform auf der Website einsehbar und wird demnächst auch in gedruckter Form in den Kirchen ausgelegt. Es enthält neben einer Analyse der örtlichen Situation, Anweisungen für Mitarbeitende, Hinweise auf Zuständigkeiten und Hilfe bei Fragen oder Ereignissen. Eine Arbeitsgruppe, in der neben Kirchengemeinderäten auch interessierte Gemeindemitglieder vertreten sind, begleitet die Präventionsarbeit unserer Gemeinde. Weitere Interessierte sind gerne willkommen.
Alex Bernhard, KGR

*) „Wirbelwind e.V.“ in Reutlingen ist ein seit 1992 bestehender gemeinnütziger Verein, der Beratung bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen wahrnimmt. Der Verein bietet neben der individuellen situationsbezogenen Beratung auch Unterstützung von Organisationen bei Präventionsmaßnahmen, Fortbildung von pädagogischen Fachkräften und nachsorgende, stabilisierende Hilfen für Betroffene an. Letzteres kann ausschließlich aufgrund von Spenden angeboten werden. Der Verein bietet auch online-Beratung an.
Kontakt: „Wirbelwind Reutlingen e.V.“, Kaiserstr. 4, 72764 Reutlingen – Tel: 07121 284927 – mail [at] wirbelwind-reutlingen [dot] de – Spendenkonto: KSK ReutlingeneDE64 6005 0000 0000 0716 99DE64

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