Sedisvakanz: Der Bischof ist weg und ein Neuer nicht da. Ist das gut?

Bischof Dr. Gebhard Fürst ist am 2. Dezember 75 Jahre alt geworden. Wie es das Kirchenrecht vorsieht, hat er Papst Franziskus altershalber um Entpflichtung gebeten. Am 4. Dezember 2023 um 12 Uhr wurde im Vatikan und in Rottenburg zeitgleich die Annahme des Rücktrittsgesuchs von Bischof Dr. Gebhard Fürst durch Papst Franziskus bekanntgegeben.

Von Rainer Degen

Es darf mal davon ausgegangen werden, dass Ex-Bischof Fürst seinen Vorgesetzten und seine Führungsriege wohl zeitig darüber informiert hat, dass er zum 75. Geburtstag das Bischofsamt aufgeben wird. Der naive außenstehende Beobachter fragt sich nicht zu unrecht, ob sich die Kirche in diesen Zeiten eine Vakanz dieser wichtigen Position leisten kann oder sollte.

Für die Vakanz gibt es sogar ein Zungenbrecher-Wort: Sedisvakanz

Es gilt der Grundsatz: „Sede vacante nihil innovetur“. Heißt: Während der Bischofsstuhl nicht besetzt ist, darf nichts verändert werden.
Wie lange die Sedisvakanz dauert, ist nicht absehbar. Der letzte Administrator der Diözese Rottenburg-Stuttgart war knapp 15 Monate lang im Amt: Weihbischof Dr. Johannes Kreidler leitete das Bistum nach der Entpflichtung Dr. Walter Kaspers im Frühjahr 1999 bis zur Amtseinführung des neu gewählten Bischofs Dr. Gebhard Fürst im September 2000.

Lesen Sie hier das weitere Vorgehen.

Gebet um einen guten neuen Bischof

Am Samstag, den 13. Januar 2024, treffen sich die stimmberechtigten Mitglieder des ehemaligen Diözesanrates zusammen mit der Diözesanleitung zu einem geistlichen Tag. Es geht um Bedeutung des Amts, Herausforderungen, Eigenschaften und Gaben. Also grob gesagt ein Stellenprofil. Aber warum erst jetzt?

Die ganze Diözese kann diese Versammlung im Gebet begleiten. Das zum Download bereitstehende Gebet kann eine Anregung dazu sein. Es soll in der Zeit der Vakanz immer wieder gebetet werden, allein und in Gemeinschaft. Wir sind dabei getragen von der vertrauensvollen Zuversicht, dass Jesus Christus inmitten seiner Kirche gegenwärtig ist.

Gebetsbild um einen neuen guten Bischof

Das Gebetsbild plus Gebet können Sie hier herunterladen.

Was denken Sie? Sollte die Kirche rasch den Wechsel in der Führung durchführen oder ist es besser, sich erst mal die potentiellen Kandidaten genau anzuschauen und zu prüfen? Schreiben Sie einen Kommentar.

2 Gedanken zu „Sedisvakanz: Der Bischof ist weg und ein Neuer nicht da. Ist das gut?

  1. Danke lieber Rainer für Deinen Artikel.
    Für mich war Bischof Gebhard Fürst eine große Enttäuschung. Man muss ihm zugute halten, dass er sich neuen Reformen nicht grundsätzlich verschloss. Aber wenn es um deren Durchsetzung ging, hat er immer wieder Rückzieher gemacht, oder sich mit kirchenrechtlichen Argumenten herausgeredet, obwohl er meines Erachtens mehr Spielräume gehabt hätte.
    Ich arbeite bei Maria 2.0 mit und habe viele sehr frustierende Momente mit unserer Kirche und mit dem Gebaren von Bischof Fürst erleben müssen. Wie viele Versprechungen wurden von unserem ehemaligen Bischof gemacht, wofür er sich von der Presse als fortschrittlich hat feiern lassen. Sei es die Diakoninnen-Weihe (seit Jahren nicht umgesetzt), die Taufspendung durch Laien (Anzahl der Zulassung im Nachhinein stark eingeschränkt) oder die Öffnung zu mehr Ökumene. Durch seine Mitwirkung ist ein aufgeblähter Wasserkopf in Rottenburg entstanden, wo meines Erachtens Entscheidungen getroffen werden, die mit dem tatsächlichen Leben und den Bedürfnissen in den Gemeinden nicht mehr zu vereinbaren sind.
    Dass es bei der Besetzung des neuen Bischofsamts eines Spagats zwischen Reformfreunden und ewig Konservativen bedarf, ist klar. Daher wäre es so wichtig, jemanden für dieses Amt zu gewinnen, der beides vereinen kann und zugewandt agiert. Er müsste mehr bezahlte Laien in die Aufgaben der Kirchengemeinden mit einbeziehen und einen größeren Wert auf Seelsorge legen. Dabei denke ich auch an den Einsatz von Pastoralreferent*innen, die von ihren Kompetenzen her durchaus in der Lage wären, Gemeinden zu leiten.
    Außerdem würde es unserem Zeitgeist entsprechen, wenn auch mal einer Frau das Bischofsamt übertragen würde. Wir hätten in Deutschland genügend kompetente und erfahrene Theologinnen, die dafür in Frage kämen. In unserem Grundgesetz ist verankert, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Daran müssen sich alle Bürger*innen halten, nur die katholische Kirche nicht.
    Deine Frage, ob ich für oder gegen eine baldige Besetzung der vakanten Stelle bin, hat für mich keine Relevanz, da ich kein Mitspracherecht bei der Auswahl eines neuen Bischofs habe, geschweige denn, was den Zeitpunkt der Besetzung des vakanten Bischofsamtes betrifft. Das Domkapitel (ausschließlich Kleriker!) kann drei Kandidaten vorschlagen, aber letztendlich entscheidet Rom darüber, wer in der Diözese Rottenburg Stuttgart das Zepter schwingen wird. Wenn das mal nicht absolutistisch ist.

    1. Danke für deinen Kommentar liebe Gerlinde. Der Satz „Durch seine Mitwirkung ist ein aufgeblähter Wasserkopf in Rottenburg entstanden, wo meines Erachtens Entscheidungen getroffen werden, die mit dem tatsächlichen Leben und den Bedürfnissen in den Gemeinden nicht mehr zu vereinbaren sind“ erinnert mich stark an die aktuelle deutsche Politik. Ich frage mich oder eigentlich frage ich mich garnicht mehr: Dieser Zeitgeist setzt sich wohl quer durch die Gesellschaft fest. Bei der Frage nach der Frau im Bischofsamt bist du im Moment noch visionär, aber total abwegig ist das nicht.

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