Das neue Lied für November 2020

 

Wäre Gesanges voll unser Mund

Gotteslob Seite 831

Unser „Anderes Lied“ dürfte den Meisten unbekannt sein – im Unterschied zum Textdichter und Komponisten. Von Eugen Eckert, dem Dichter, kennen wir zum Beispiel das Lied GL 453 „Bewahre uns Gott“, GL 437 „Meine engen Grenzen“ und GL 852 „Eingeladen zum Fest des Glaubens“.

Von Thomas Münch

Hebräischer Gebetshymnus

Im Jahr 1999 hat Eugen Eckert einen Text übertragen, der auf den hebräischen Gebetshymnus „Nischmat KolChaj“ aus dem „Festtäglichen Gebetbuch“, der Frankfurter Haggada von 1892, zurückgeht. Die Vertonung dieser Übertragung von Alejandro Veciana gehört zu den gelungensten Neuen Geistlichen Liedern. Die Autoren schreiben dazu: „…Den Anlass, diesen Text zu vertonen, gab es vor ca. 10 Jahren, als bei Ausschachtungsarbeiten in Frankfurt Überreste des jüdischen Ghettos gefunden wurden. Trotz des Bemühens, die Mauern an ihrem Ort zu belassen und sie als Mahn-, aber auch Denkmal zu bewahren, fanden sie ihren Platz letztlich nur im Museum. Vielleicht trägt dieses Lied dazu bei, auch in der Musik das Andenken und vor allen Dingen die Art und Weise der Sprache zu bewahren, in der wir auch heute die Ursprünge einer lebendigen Gemeinde und unseres eigenen Glaubens finden können.“

Dankbarkeit im Lob Gottes

Der Schlüsselbegriff zum tieferen Verstehen ist das Wort „Gedenke“. In der hebräischen Bibel wird der Begriff „Sachor“ („Erinnere Dich“) insgesamt 169-mal wiederholt. Das Wort Sachor gilt entweder Gott oder dem Volk Israel. Israel soll sich also immer seines Gottes, seiner Geschichte und seiner Feinde erinnern. „Sachor“ bedeutet letztendlich Existenzsicherung durch Erinnern. Hier greift also das Erinnern an Vergangenes auf die Zukunft aus. In der vierten Strophe des Liedes wird dies besonders deutlich. Aus diesem „Gedenke“ erwächst die Dankbarkeit im Lob Gottes. Und erinnert es daran, dass wir als Menschen mehr sind, dass wir zur Freiheit, zum ewigen Leben und zum Lob des Schöpfers berufen sind. Zugleich wahrt das Lied das Geschöpf in seiner Geschöpflichkeit gegenüber dem Schöpfer: „so reichte es nicht, dich, Gott, unsern Gott, recht zu loben“.
Mit seiner lebendigen und bildhaften Sprache sowie der eher ruhigen und eingängigen Melodie, die sich zum Refrain hin zu einem vierstimmigen Satz weitet, dürfte das Lied viel Freude, auch und vor allem für geübte Sängerinnen und Sänger bereiten.

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