Gründonnerstag – warum GRÜN?

Geschichtliche Hintergünde

Die Bezeichnung „Grüner Donnerstag“ ist bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt. Lateinisch „dies viridium“, wörtlich übersetzt: „Tag der Grünen“ – gemeint sind die durch Absolution von den Sünden und Kirchenstrafen Befreiten. Im Lukas-Evangelium 23,31 ist es mit „grünes Holz“ bezeichnet. Die deutsche Bezeichnung „Gründonnerstag“ gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert.

von Gerlinde Münch

Aus alten Schriften gibt es eine weitere Erklärung aus dem 14. Jahrhundert. Da wird empfohlen, am Gründonnerstag besonders grünes Gemüse (Grünkohl, Salate, Nesseln, junge Triebe) und grüne Kräuter zu essen. Dies steht nicht nur im Einklang mit den allgemeinen Fastenvorschriften für die Karwoche, sondern auch in Verbindung mit vorchristlichen Vorstellungen, dass dadurch die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufgenommen werde.

Es könnte aber auch von  „Greinen“ hergeleitet worden sein (mhd. grînen, „winselnd, weinend“). Aus mündlich gebrauchtem, aber schriftlich nicht bezeugtem grîn donerstac wäre in dem Fall durch volkstümliche Umdeutung Grüner Donnerstag > Gründonnerstag entstanden.

Darstellung Abendmahl

Die Fußwaschung

Nach alter Überlieferung wird in den Gemeinden auch der Ritus der Fußwaschung (Mandatum) vollzogen. In der Darstellung des Johannesevangeliums (Joh 13,1–17 EU) wusch Jesus beim letzten Abendmahl  seinen Jüngern,  am Vorabend seiner Hinrichtung, die Füße und sagte: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen“ (Vers 14).

„Petrus hatte große Probleme, sich von seinem Herrn die Füße waschen zu lassen. Nach seinem Denken hätte er Jesus die Füße waschen müssen und nicht umgekehrt. Aber er ließ es dann doch zu und alle anderen Jünger auch. Jesus ging von einem zum anderen, zu Johannes, Jakobus, Matthäus, auch zu Judas. Jesus sah ihn an. Er wusste, dass Judas ein Verräter war, aber trotzdem liebte Jesus ihn und diente ihm. Als er allen die Füße gewaschen hatte, setzte er sich zu ihnen. Seine Jünger schauten ihn erwartungsvoll an. „Wisst ihr, was ich gerade getan habe?“, fragte er. Die Jünger wussten es, aber den Sinn dahinter verstanden sie immer noch nicht ganz. Wieso hatte Jesus, ihr Herr, das nur getan. „Ihr sagt zu mir Herr oder Meister“, erklärte Jesus, „Und das ist ja auch richtig. Ich bin euer Herr. Wenn nun schon ich als euer Herr euch gedient habe, dann sollt ihr es genauso auch untereinander tun. Ihr sollt einander dienen und einander lieben, genauso wie ich euch geliebt und euch gedient habe.

Die Jünger dachten noch lange darüber nach. Auch nach Jesu Tod. Johannes schrieb z.B. später in seinem Brief: Lasst uns lieben, denn er (also Jesus) hat uns zuerst geliebt.“ (Texte teilweise aus Kindergottesdienst.de entnommen).

Die Fußwaschung in unseren Gottesdiensten

Seit 1956 ist die Fußwaschung in fast allen christlichen Kirchen Teil der Messfeier vom letzten Abendmahl. Dieser Ritus gehört zu den Sakramentalien. Auch in unserer Kirchengemeinde wäscht unser Pfarrer im Gründonnerstags-Gottesdienst Kirchenmitgliedern die Füße, um symbolisch zu verdeutlichen, dass das kirchliche Amt den Charakter des Dienstes und nicht der Herrschaft hat.

Papst Franziskus und die Frauen

Es ist noch gar nicht lange her, da war es nur Männern vorbehalten, die Füße an diesem Tage gewaschen zu bekommen. Dies wurde damit begründet, dass es in Erinnerung an das letzte Abendmahl geschehe, wo eben nur Männer – die Jünger – gegenwärtig waren.

Erst 2016 verkündete Papst Franziskus öffentlich, dass der Ritus in der Messe vom Letzten Abendmahl auch an Frauen vollzogen werden kann. Es bleibt zu erahnen, welch hohe Hürden er da im Vatikan überwinden musste.

Papst Franziskus im Frauengefängnis

Ein Artikel der Zeitschrift „Spiegel“ sorgte im März 2013 für einiges Aufsehen. Da war in der Überschrift zu lesen: „Frauen-Fußwaschung verärgert konservative Katholiken“.

Was war geschehen? Papst Franziskus hatte in einem Jugendgefängnis zwei Frauen die Füße gewaschen. Die Reaktionen waren heftig.

Zitat aus dem Internet:
„Es war ein Bruch mit dem Kirchenrecht: Papst Franziskus feierte die Abendmahlmesse in einem Jugendgefängnis bei Rom – und wusch zwei Frauen die Füße. Die Liturgie sieht vor, dass nur Männern die Füße gewaschen werden dürfen. Nun muss der Vatikan die konservativen Kritiker beschwichtigen.“

Ein Anderer schrieb:
„Was heißt hier beschwichtigen?
Diese Steinzeit Typen (Anmerkung der Redaktion: gemeint sind die konservativen Christen) müssen einfach auch irgendwann mal in der Moderne ankommen.
Traditionen die die Geschlechterdiskriminierung zementieren, gehören abgeschafft.
Oder aber die können mir gerne erklären, nach welchen hohen Werten den Frauen nicht die Füße gewaschen werden dürften. Und ob diese Werte tatsächlich über dem Gleichheitsgebot und der universellen Menschenliebe stehen.“

Was für ein Glück, dass von Rom, einige Jahre später, die offizielle Erlaubnis dazu erteilt wurde. In unserer Kirchengemeinde war dies noch nie ein Thema. Da wurde, solange ich mich zurück erinnern kann (seit 1988 Kirchengemeinde-Mitglied), bei der Fußwaschung kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht. Dies macht wieder mal deutlich, dass in vielen katholischen Gemeinden Riten und Gebräuche auf die heutigen Gegebenheiten angepasst wurden, auch ohne die Erlaubnis aus dem Vatikan abzuwarten.

Änderung: Bildunterschrift unter  Abendmahl-Bild am 11.12.2018 aktualisiert.

Und hier noch eine Bauernregel für den Gründonnerstag:

Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer sicher heiß.

2 Gedanken zu „Gründonnerstag – warum GRÜN?

  1. Lieber Herr Wache,
    vielen Dank für Ihren Kommentar. Schön, dass auch Beiträge von uns, die schon weiter zurückliegen, noch Aufmerksamkeit erregen. Die Bildunterschrift haben wir, aufgrund Ihres Hinweises, geändert. Die Darstellung wurde uns seinerzeit zur Verfügung gestellt. Unser Hauptanliegen in diesem Beitrag war es, zur weiteren Unterstützung des Themas, ein Bild mit einer Abendmahlszene zu zeigen.
    Beste Grüße und Gottes Segen.

  2. Liebe Gerlinde Redaktion,

    Sie verwenden in Ihrem Artikel das Bild „Abendmahl im Kreise der Jünger“. Dieses Bild hing in meinem Zimmer in einem Kloster der orthodoxen rumänischen Kirche, das ich im November besucht habe. Nach meinem Dafürhalten sind auf dem Bild 3 Frauen zu sehen und eine Verbindung der päpstlichen Bemühungen zur Verbesserung der Position von Frauen in der katholischen Kirche zu einem Bild in einem orthodoxen Kloster erschließt sich mir nicht. Können Sie mir den Hintergrund erklären?

    Viele Grüße
    Götz Wache

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