Hirten ohne Herde

Der Applaus wollte nicht enden. Beim Katholikentag in Münster. Jedes Mal, wenn die Rede auf mehr Ökumene kam: mehr Bewegung, ein entschiedeneres Aufeinander-zu-Gehen, die Einladung zur Kommunion für evangelische Christen, insbesondere in einer konfessionsverbindenden Ehe.

Konfessions-„verbindend“? Die Intervention von sechs Bischöfen in Rom gegen die pastorale Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz scheint eher das Trennende in den Vordergrund zu stellen. Und die in diesen Wochen öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung durch eine kleine Minderheit der Bischöfe wirft wahrlich kein gutes Licht auf die Würdenträger. Immerhin ging dem Hoffnung auslösenden Papier eine intensive theologische Beratung voraus, ehe es von einer gut ¾ Mehrheit verabschiedet wurde. Doch scheint der barmherzige Umgang mit menschlichen Sehnsüchten immer noch auf eine starre Wand dogmatischer Härte zu stoßen.

Die Reaktion beim Katholikentags-Publikum: Unverständnis, Enttäuschung, Kritik. Das Volk hat sich deutlich weiterbewegt, während seine Leitung im alten Streit verharrt. Nicht nur dieses langjährige Problem in der ökumenischen Frage, auch andere Themen wie Ehe- und Sexualmoral werfen die Frage auf: Laufen die Bischöfe Gefahr, bald Hirten ohne Herde zu sein?

S. auch Artikel „Weiterhin keine Kommunion für ev. Ehepartner“

S. auch Artikel „Katholikentag vorbei – das sind die bleibenden Eindrücke

Ein Gedanke zu „Hirten ohne Herde

  1. Ich habe im Urlaub im Schaukasten der dortigen Kirche einen ausführlichen Artikel zum Schreiben aus dem Vatikan betreffend die Kommunion für evangelische Christen gelesen. Daraus habe ich als Hauptaussage herausgelesen: Die Eucharistie ist der Kern des katholischen Glaubens, der unbedingt geschützt werden muss, deshalb konnte der Papst gar nicht anders handeln. Das klang für mich so, dass die Eucharistie aus diesem Grund nicht mit anderen Konfessionen geteilt werden kann. Wenn man dieses Thema so dogmatisch betrachtet, wird es nie ein gemeinsames Abendmahl geben (können). Das mag dogmatisch konsequent sein, mir fielen dazu aber spontan die Pharisäer ein, denen Jesus immer wieder vorgeworfen hat, sie dächten zu sehr in Vorschriften und zu wenig an die Menschen. Mich hat dieses Beharren auf Dogmen statt Lösungen für Menschen suchen wütend gemacht.

    Auch der im Artikel zum Katholikentag zitierte Kommentar, Jesus habe sich entscheiden können, ob er als Mann oder Frau auf die Welt komme, macht mich wütend. Wo ist da die Wertschätzung für jede Art von Lebewesen? Jesus hat ausdrücklich auch gesagt „Lasset die Frauen und Kinder zu mir kommen!“ Beschränkt sich das nur auf den passiven Besuch der Gottesdienste? Wenn es um ehrenamtliche Tätigkeiten und untere Dienste in der Kirche geht, sind Frauen allerdings gern gesehen und könnte vieles ohne Frauen nicht geleistet werden.

    Damit wird es uns hiervon Betroffenen sehr schwer gemacht, unseren Glauben mit voller Überzeugung zu leben und nach außen zu bezeugen.

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